VON THOMAS RAUH |
10.04.2014 14:05
Unternehmen übernehmen gesellschaftliche Verantwortung
Im September 2012 haben elf Unternehmen aus der Region Heilbronn-Franken die von der German Graduate School of Management and Law (GGS) entwickelte Heilbronner Erklärung zur gesellschaftlichen Verantwortung des Mittelstands in der Wirtschaft unterzeichnet.
Mit ihrer Unterzeichnung verpflichten sich die Firmen Bera, Berner, CSI, Heilbronner Stimme, Hirschmann Laborgeräte, Intersport, Marbach, Martin Priebe - Beratung & Training, Sedus Stoll, Würth sowie die GGS zu verantwortungsvollem Wirtschaften unter ökonomischen, ethischen, sozialen und ökologischen Aspekten.
Gruppenarbeit sensibilisiert für Nachhaltigkeit
Mittlerweile sind 18 Monate vergangen und die Teilnehmer haben regelmäßig Erfahrungen ausgetauscht, diskutiert und eine gemeinsame Liste für Corporate Social Responsibility (CSR)-Maßnahmen erarbeitet. Sie haben die bisherigen CSR-Aktivitäten der beteiligten Partner analysiert und in Bezug auf internationale Standards sowie die jeweiligen Branchenspezifika bewertet. Besondere Aufmerksamkeit galt der Verbesserung bestehender CSR-Maßnahmen und der Ableitung neuer Maßnahmen, um die Sensibilisierung für Nachhaltigkeit im Unternehmen und dessen Umwelt zu stärken. Doch was bedeutet das für die Praxis?
Verantwortungsvolle Unternehmen sind erfolgreicher
Alle Unterzeichner der Heilbronner Erklärung sind sich einig, dass gesellschaftliche Verantwortung nicht nur zu einer bewussteren Selbstwahrnehmung und der kritischen Durchleuchtung von Produktionsketten und -abläufen führt. Denn das Streben nach sozialer Gerechtigkeit und das Handeln nach ethischen Grundwerten macht Arbeitgeber – speziell für Fach- und Führungskräfte – attraktiver. Gleichzeitig identifizieren sich Mitarbeiter stärker mit ihrem Unternehmen und sind dadurch motivierter.
Für die wissenschaftliche Begleitung der Heilbronner Erklärung ist die GGS zuständig. Initiator Christopher Stehr, Professor für Internationales Management an der GGS, freut sich über die bisherigen Ergebnisse: „Die Unterzeichner der Heilbronner Erklärung bewegen etwas. Sie gestalten in ihren Unternehmen Strukturen, die die gesellschaftliche Verantwortung berücksichtigen, und animieren dank ihrer Netzwerke auch andere Marktteilnehmer zum Wirtschaften unter CSR-Gesichtspunkten.“
Weitere Workshops für das Ziel einer CSR-Bilanzierung
Dass die Heilbronner Erklärung keine Eintagsfliege ist, beweist die Tatsache, dass sich die Unternehmen Bera, CSI, Heilbronner Stimme, Hirschmann Laborgeräte, Intersport, Marbach, Martin Priebe - Beratung & Training sowie die GGS zu vier weiteren Workshops in diesem Jahr verpflichtet haben. Ziel ist die Entwicklung eines einheitlichen Bewertungssystems, mit dem die gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen bestimmt und eine transparente CSR-Bilanzierung aufgestellt werden kann.
Eine der selbstorganisierten Arbeitsgruppen entwickelt eine gemeinsame Definition des Begriffs der gesellschaftlichen Verantwortung, der für die an der Heilbronner Erklärung teilnehmenden Unternehmen bindend ist. Vor dem Hintergrund, dass es momentan keine allgemein anerkannte Definition des Begriffs Corporate Social Responsibility gibt, ein essentieller Punkt.
Eine weitere Gruppe kümmert sich um die Bestimmung der CSR-Kategorien, die auf ihre gesellschaftliche Bedeutung hin untersucht werden. Hier stehen vor allem die Praxisrelevanz für den Mittelstand und die Kontrollmöglichkeiten im Vordergrund. Dabei spielen unternehmensexterne Faktoren wie Kunden, Lieferanten, Gesellschaft und Umwelt eine genauso große Rolle, wie intern die Mitarbeiter eines Betriebs. Doch welche Indikatoren zeigen auf, ob ein Unternehmen CSR-gemäß wirtschaftet oder nicht? Mit der Messbarkeit und Beurteilung solcher Indikatoren zur Bestimmung gesellschaftlicher Verantwortung sowie deren Katalogisierung beschäftigt sich eine dritte Arbeitsgruppe. Kurzum: Die Heilbronner Erklärung lebt und entwickelt sich ständig weiter. Weitere Ergebnisse sind für Ende 2014 vorgesehen.