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VON PROF. THORSTEN FAAS / PROF. DR. JUERGEN MAIER / PROF. DR. MICHAEL MAIER  |  03.09.2013 08:30

Steinbrück kann im TV-Duell punkten. Bürger bewerten die Debatte positiv

Die Universitäten Koblenz-Landau und Mainz haben im Rahmen eines Live-Experiments Wahrnehmung und Wirkung des TV-Duells 2013 zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und ihrem Herausforderer Peer Steinbrück (SPD) untersucht. Die Hauptergebnisse: Peer Steinbrück konnte bei den Fernsehzuschauern punkten und die Bürger bewerten die Debatte positiv.



Spontane Reaktionen der Fernsehzuschauer

Merkel hatte den besseren Start ins Duell. Gleich mit einer ihrer ersten Aussagen konnte sie einen der höchsten Zustimmungswerte der gesamten Debatte verbuchen. Allerdings erhielt sie diese Zustimmung nicht für eine Sachaussage, sondern als sie Peer Steinbrück zur Seite sprang und betonte, dass alle Politiker immer mal wieder Kritik ausgesetzt seien und durch „harte Zeiten gehen“ (1). Am Ende der Debatte erreichten ihre Aussagen erneut eine ähnliche Akzeptanz. Ihre Absage an eine Beteiligung Deutschlands im Syrien-Konflikt (7) sowie ihre Klarstellung, dass es immer „erst um das Land, dann um die Partei und dann um die Person“ gehe (8), stießen auf breite Zustimmung.

Steinbrück hatte erst nach etwa einer halben Stunde seinen ersten starken Moment. Mit seiner Kritik an der Steuerhinterziehung, durch die dem Staat „Jahr für Jahr 30 Milliarden Euro“ entgehen (2), konnte er bei den Zuschauern punkten. In der Endphase des Duells konnte er die Zuschauer gleich mehrmals überzeugen. Die insgesamt besten Werte erzielte er mit seiner Kritik an der Ausbildungssituation (3), gefolgt von seiner Ankündigung, im Falle einer Kanzlerschaft das Kinderbetreuungsgeld umgehend abzuschaffen (4). Ebenfalls auf breite Zustimmung stieß die Feststellung, dass die Abhörpraxis ausländischer Geheimdienste deutsches Recht verletze (5). Schließlich teilten die Zuschauer auch seine Ausführungen zur Syrien-Krise (6).

In der Debatte polarisierten die Kandidaten am stärksten mit ihren Positionen zur Frage, wie man der Euro-Krise begegnen und die Lage Griechenlands verbessern kann.

Wirkungen

Merkel wurde vor dem Duell als eindeutiger Debattensieger erwartet. Dieser Erwartung wurde sie nicht gerecht. Eine absolute Mehrheit deklarierte Steinbrück als Gewinner der Debatte (51 vs. 36 Prozent). Rund 17 Prozent änderten aufgrund der TV-Duell-Rezeption ihre Kanzlerpräferenz. Davon profierte Steinbrück, der im Saldo neun Prozentpunkte zulegen konnte. Merkel büßte unter dem Strich hingegen fünf Prozentpunkte ihrer Anhängerschaft ein. Dennoch ziehen auch nach dem Duell mehr Zuschauer Merkel Steinbrück als Kanzlerin vor (46 vs. 38 Prozent). Steinbrück konnte zudem Sympathiegewinne verbuchen. Seine Bewertung verbesserte sich um 1,3 Skalenpunkte, während sich der Sympathiewert von Merkel kaum verändert hat (+0,1 Skalenpunkte).

Das TV-Duell hat das Interesse der Zuschauer am Wahlkampf erhöht. Die Debatte wurde von einer Mehrheit der Zuschauer als unterhaltsam (65 Prozent) und spannend (53 Prozent) bewertet. Damit wurden die Werte des TV-Duells 2009 deutlich übertroffen (54 bzw. 32 Prozent). Auch hat das TV-Duell seine Funktion als Wahlhilfe erfüllt. Dies bekräftigten 40 Prozent der Zuschauer. Zudem hat sich der Anteil derjenigen, die sich keinen der beiden Kandidaten als Kanzler wünschen, von 23 Prozent vor dem Duell auf 16 Prozent nach dem Duell verringert.

Zur Methode

362 Bürgerinnen und Bürger waren eingeladen, das Fernsehduell an den Universitäten in Koblenz, Landau und Mainz live zu verfolgen. Während der Debatte konnten sie Angela Merkel und Peer Steinbrück entweder mit Drehreglern oder mit Push-Buttons permanent bewerten und zusätzlich mit Hilfe von Fragebögen ihre zusammenfassenden Meinungen vor und nach dem Duell abgeben. Diese Untersuchung wird in Kooperation von den Universitäten Koblenz-Landau und Mainz durchgeführt. Sie ist Teil des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Projektes „German Longitudinal Election Study“. Ziel der Studie ist es, die Wahrnehmungsprozesse und die Urteilsbildung von Wählerinnen und Wählern insbesondere während des Wahlkampfes zu erforschen. Die Studie schließt an die Untersuchungen der Forschergruppe zu den TV-Duellen 2002, 2005 und 2009 an.