VON C.V.A. | 17.03.2014 15:39

Der Fantasy Roman - ein komplexes Literaturgenre

Ob Herr der Ringe, Die unendliche Geschichte oder die Harry Potter Bände - diese Werke fassen wir meistens unter dem Begriff Fantasy Roman zusammen. Doch ist die Definition „Fantasy Roman“ um einiges komplexer als man manchmal denkt. Oder habt ihr schon mal etwas von Urban Fantasy gehört?

Das Genre Fantasy hat seine Ursprünge in der Mythologie und Sagenwelt und kann als Subgenre der Phantastik bezeichnet werden. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Phantastik im Zuge der literarischen Romantik. Vor allem in der Spätphase der Romantik entstanden Werke die stark von phantastischen Elementen geprägt waren. Motive alter Mythen und Volksmärchen sowie Sagen sind ein großer Bestanteil phantastischer Erzählung. Meist handelt ein phantastischer Roman von Magischem, das in einer fiktiven Welt spielt. Doch längst ist das Genre nicht mehr so einfach zu definieren. Im Laufe des 20. Jahrhunderts haben sich verschiedene Formen des Fantasy Romans entwickelt, die doch sehr unterschiedliche Merkmale aufzeigen. Bestimmte Unterkategorien des literarischen Fantasy-Genres wurden daraufhin definiert und helfen den komplexen Überbegriff sinnvoll zu unterteilen.

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High Fantasy

Der Herr der Ringe gilt als das prägendste Werk der High Fantasy. Besondere Merkmale dieses Subgenres sind eine eigenständige Welt, die häufig dem idealisierten europäischen Mittelalter ähnelt und durch eine eigene Geographie sowie Kultur und Gesellschaft gekennzeichnet ist. Der Protagonist entwickelt sich im Laufe des Romans meist zum Helden und erlebt eine Persönlichkeitsentwicklung, während er sich auf einer großen Reise, der so genannten Quest, befindet. Legenden, Sagen und mythische Elemente sind ein wichtiger Bestandteil der High Fantasy ebenso wie magische Wesen, fremdartige Völker und eine dunkle Bedrohung.

Low Fantasy

Im Gegensatz zur High Fantasy hat die Low Fantasy ihre Ursprünge in der Pulp-Magazin-Szene der 30er bis 50er Jahre. Oft handeln die Erzählungen von einem einsamen Held der sich einem übernatürlichen Gegner stellen muss. Die Erzählstruktur ist einfacher gehalten als bei der High Fantasy und hat meist mehr Action. Besonders Werke von H.P. Lovecraft sind typisch für diese Kategorie.

Urban oder Contemporary Fantasy

Die Urban Fantasy hebt sich durch einen großen Unterschied von der Low und High Fantasy ab: Die Geschichte spielt nicht in einer fiktiven Fantasiewelt, sondern in der Gegenwart. Das Magische bricht ein in die zeitgenössische Welt, in der es eigentlich keine Magie gibt. Die Übergänge von Urban und Contemporary Fantasy sind fließend. Bei der Urban Fantasy spielt die Stadt eine bedeutende Rolle, während bei der Contemporary Fantasy die Lokalität weniger wichtig ist. Bei beiden Begriffen ist jedoch der Einbruch von Magie in die Alltagswelt der Figuren das wichtigste Merkmal. Berühmte Beispiele sind die Harry Potter Bände von J. K. Rowling oder die Twilight Serie von Stephenie Meyer.

Märchenromane oder Kunstmärchen

Bei diesem Subgenre der Phantastik handelt es sich um moderne Märchen, die in ihrer Erzählweise stark an die einfach gehaltenen Volkserzählungen erinnern. Es gibt wie im Märchen auch einen starken Gegensatz zwischen Gut und Böse. Weitere Merkmale sind eine starke Symbolik und Fabelwesen. Die unendliche Geschichte von Michael Ende sowie Alice im Wunderland von Lewis Caroll sind bekannte Vertreter dieses Subgenres.

Animal Fantasy

Hier spielt die Erzählung ausnahmslos im Tierreich und auch der Held der Geschichte stammt aus dem Reich der Tiere oder ist ein Mensch, der sich in ein Tier verwandeln kann. Berühmte Werke aus diesem Bereich sind beispielsweise Warrior Cats von Erin Hunter oder Die Wölfe der Zeit von William Horwood.

Science Fantasy

Eine Mischung aus Science-Fiction und phantastischen Elementen kennzeichnet dieses Genre. Star Wars ist das wohl bekannteste Werk dieser Kategorie, neben His Dark Materials von Philip Pullman.

Auch wenn die Einteilung dem Leser und Verlagen helfen soll, das Genre Fantasy in verschiedene Kategorien einteilen zu können, sind die Übergänge oftmals fließend und viele Werke können auch zwei oder mehreren Subgenres zugeordnet werden.