VON RICHRAD KEHL | 25.03.2010 14:50

Zukunft Plastik

Kunststoffe sind umstritten, ihre künstliche Herstellung mit manch unerwünschten - aber auch vermeidbaren - Nebenwirkungen verbunden. Aus dem Segen wurde eine Geisel der Menschheit. Derzeit wird an umweltfreundlichem Plastik und anderen Verbesserungen, Alternativen geforscht.

Plastik wurde einst aus Kautschuk in aufwendigen Verfahren um die Jahrhundertwende hergestellt. Good Year forschte bis zu seinem Tode an der Herstellung und Verwendung von Kautschuk für Gummireifen. Giftige Chemikalien, die bei der Verarbeitung freigesetzt wurden, führten auch zum frühzeitigen Tod des Erfinders, ebenso die skrupellosen Geschäftsmethoden der Konkurrenz – sein Erbe hat die Mobilität der Menschheit revolutioniert.

Plastik ist ebenso ein Segen aber auch ein Fluch für die Menschheit. Das Zauberwort für Umweltschutz heißt derzeit Kunstoffe ersetzen Kunststoffe. Wo heutzutage noch 3 bis 4 Plastik-Teile verarbeitet werden, soll in Zukunft nur noch eines benötigt werden. Außerdem sollen die neuen Bausteine gleichzeitig den Energieverbrauch in Elektrogeräten reduzieren.

Handyhersteller werben auf der Green IT in Berlin mit Gerätehüllen aus "Bio-Plastik". Biokunststoff wird aus Mais gewonnen, Kritiker halten dieses für eine Mogelpackung. Die Lebensmittel-Industrie hat es bewiesen: Wo "Bio" drauf steht ist noch lange nicht "Bio" drin, es lässt sich nur besser verkaufen.

Plastik kann, muss aber nicht giftig sein. So verzichten viele Kunststoff-Hersteller mittlerweile auf den krebserregenden Zusatzstoff Bisphenol A, gilt allerdings nicht unbedingt bei Billiglohnländern wie China. Der Stoff ist übrigens auch in vielen Abfüllanlagen sowie Getränkedosen enthalten. Wenn man unsicher ist, ob und welche Giftstoffe in einem Gebrauchsgegenstand aus Plastik enthalten sind, kann man bei der Verbraucherschutz-Zentrale nachfragen.

Ein weiterer Wehrmutstropfen: Plastik baut sich nur langsam in der Natur ab. Es dauert bis zu 100 Jahren bis sich Kunststoff natürlich zersetzt. Aber statt die Umwelt mit Plastik zu verschmutzen, kann man es auch wiederverwerten: in Honduras beispielsweise entstand 2005 das erste Haus das mit leeren Plastikflaschen errichtet worden ist. Die leeren Plastikflaschen wurden gefüllt und im Lehm als Bausteine integriert. Anschließend wurden die herausstehenden Flaschenhälse miteinander verdrahtet, um eine Stabilität zu gewährleisten, bevor diese ganz im Lehm verschwanden. Das Beispiel machte Schule, Häuser mit Plastikflaschen errichtet, sind keine Seltenheit mehr in Entwicklungsländern. Kürzlich ist sogar ein ganzer Katamaran aus Plastikflaschen in See gestochen – ein Symbol gegen die Umweltverschmutzung der Meere durch Plastikmüll.

Plastik ist Fluch und Segen für die Menschheit zugleich. Jedenfalls werden Kunststoffe, nach Ansicht von Experten, in Zukunft eine zunehmende und nachhaltige Rolle bei der Bewältigung von gesellschaftlichen Problemen spielen. Im medizinischen Bereich ist Plastik nicht mehr wegzudenken. Man denke nur an Prothesen oder Knochenersatz. Ebenso sollen Sonnenkollektoren in Zukunft aus diesem Material gefertigt sein.

Absolventen eines Kunst- und Werkstoff-Technik-Studiums sind bei der Industrie gefragt wie noch nie zuvor. Die Gründe liegen auf der Hand: Plastik - mit seinen Vor- und Nachteilen - ist das Material der Zukunft. Nach 7 Semestern kann man zum Beispiel an der FH Rosenheim seinen Bachelor Abschluss erzielen.

Absolventen können in Material-Herstellung, Verarbeitung, Produktentwicklung oder Qualitätssicherung ebenso tätig werden, wie in Management, Marketing oder Verkauf.