Das Geschäft mit dem Geschäft – Schüler kämpfen für ihr Schulklo
Viele Schultoiletten sind offenbar so schmutzig, dass
die Schüler sie möglichst meiden, wenn es irgendwie
geht. Da sich von oben nichts tut, haben an einigen
Schulen die Schüler die Klobürste selbst in die Hand
genommen, die Anlagen saniert und aufgehübscht –
dafür muss nun für jeden Klobesuch bezahlt werden.
Sogar eine eigene Website Schulklo.de ist entstanden,
die Tipps gibt, wie das stille Örtchen in der Schule
praktisch und schön wird.
Schmutzige Toiletten, beschmierte Wände, beschädigte Einrichtung,
kein Papier, keine Seife? Was nach einer heruntergekommenen
Bahnhofstoilette klingt, ist in einigen Schulen mittlerweile
Normalzustand. Es geht aber auch anders, z. B. in der die Bielefelder
Martin-Niemöller-Gesamtschule im Norden Bielefelds. Hier gibt es
genug Toilettenpapier, Bilder hängen an den Wänden, im Vorraum
wachsen Grünpflanzen. Ein Geschäft kostet 10 Cent. Neben dem Bezahlklo
gibt es weiterhin die normalen Gratis-Toiletten, die aber, wie
eine Schülerin sagt, »versifft« sind.
Schmutzige Toiletten sind nicht nur eklig, sondern auch gesundheitsschädlich.
Die Zustände an einigen Schulen sind so prekär, dass
die Schüler schon gar nicht mehr aufs Klo gehen wollen. Weil die
Schule oder die Stadtverwaltung sich häufig nicht zuständig fühlt,
hat sich die Initiative Schulklo.de gegründet. Dahinter stehen engagierte
Schüler, Eltern, Planer, Hausmeister und Reinigungskräfte,
die etwas tun
wollen. Wer hätte
gedacht, dass
man das peinliche
Thema Schulklo
so ansprechend
gestalten kann?
Den Betreibern
ist eine attraktive
Website gelungen,
auf der
man alles rund
ums WC erfährt:
von Beschreibungen,
was in eine
gut eingerichtete
Mädchen- und
Jungentoilette
gehört, über eine Anleitung, wie man solch ein Projekt am besten
angeht, bis hin zu Kosten-Nutzen-Rechnungen. Mittlerweile hat
eine Reihe von Schulen in NRW das Thema angepackt und ihre
Schulklos saniert, teilweise sogar mit Unterstützung einer Architektin,
darunter Schulen in Duisburg, Rheine und Leer.
Nicht jeder ist mit der »Pinkelmaut« zufrieden, vor allem Eltern und
Politiker protestieren, es dürfe keinen Bezahlzwang geben. Die meisten
Schüler scheinen jedoch keine Angst vor einer Zwei-Kloklassen-
Gesellschaft zu haben, immerhin haben sie ja die Wahl und immerhin
sind sie es, die die Toiletten jeden Tag benutzen müssen.
VON ANNETTE BUTENDEICH
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