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Juristen-Einkommen: Zwischen Hungerlohn und Spitzenverdienst

So eng wie der Arbeitsmarkt für Juristen seit Jahren ist, so breit ist die Gehaltsspanne. Jetzt haben erstmals Juristen über Juristengehälter geurteilt.

Die Allianz-Gruppe ist das größte Versicherungsunternehmen Deutschlands. Umsatz und Mitarbeiterzahl sind gewaltig: über 100 Milliarden Euro Umsatz und mehr als 180.000 Beschäftigte hatte die Gruppe zum Jahresende 2007. Das Unternehmen ist ein bedeutender Arbeitgeber auch für Juristen. 1900 Juristen beschäftigt die Allianz-Gruppe. Die meisten sind im Bereich Versicherungen eingesetzt. Sie prüfen Haftungsfragen in Schadensfällen und begleiten das Unternehmen bei all seinen Aktivitäten im In-und Ausland.

Hohe Arbeitslosenquote drückt die Löhne

Mit einem Anteil von über 20 Prozent an den Akademikern sind Juristen die am meisten vertretene Fachrichtung. Tatsächlich stellen sie aber nur ein Prozent aller Beschäftigten dar. Und um diese vergleichsweise geringe Beschäftigungschance von einem Prozent rangeln sich Tausende: denn es gibt zu viele Juristen. Dementsprechend schlecht sind auch ihre Einkommenschancen.

Zum Wintersemester 2006/2007 waren an den Hochschulen in Deutschland knapp 89.000 Studenten im Fach Rechtswissenschaften eingeschrieben, darunter 12.250 Erstsemester, jeweils zur Hälfte Frauen und Männer. 2006 haben rund 12.750 ihr Studium mit der ersten Staatsprüfung abgeschlossen, die zweite Staatsprüfung legten rund 10.400 Absolventen ab. Nur diese berechtigt dazu, Rechtsanwalt zu werden. Gut 80 Prozent aller ehemaligen Jura-Studenten werden Rechtsanwalt, die meisten arbeiten freiberuflich, andere sind in Kanzleien angestellt. Zum Jahresbeginn 2008 waren in der Bundesrepublik 146.910 Rechtsanwälte zugelassen. Im Vergleich zum Vorjahr war das eine Steigerung von knapp drei Prozent. Die Arbeitslosenquote unter Juristen ist hoch: sie liegt bei über 20 Prozent und die Einkommenschancen variieren stark.

Anwaltsgerichtshof NRW: Sittenwidrige Einstiegsgehälter

Während dabei internationale Wirtschaftskanzleien Jura-Absolventen mit Prädikatsexamen Jahresgehälter von mehr als 100.000 Euro zahlen, hat die überwiegende Mehrzahl junger Juristen Schwierigkeiten, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Jüngst gab es hierzu sogar ein erstes Urteil: "Das Einstiegsgehalt von monatlich 1000 Euro brutto für junge Rechtsanwälte ist sittenwidrig", entschied der Anwaltsgerichtshof Nordrhein-Westfalen (Az.: 2 ZU 7/07).

Die Richter gaben damit der Rechtsanwaltskammer Hamm recht, die wegen einer entsprechenden Stellenanzeige ein Verfahren gegen den Inhaber einer mittelständischen Kanzlei geführt hat. Der Gerichtshof verwies in seiner Urteilsbegründung auf eine Studie des Soldan-Instituts für Anwaltsmanagement, wonach das durchschnittliche Jahresbruttoeinkommen angestellter Rechtsanwälte ohne Prädikatsexamen und ohne Spezialisierung mindestens 27.600 Euro jährlich, im Monat also 2300 Euro, betrage.

Energieversorger zahlen am besten

Die Allianz macht leider keine Angaben darüber, wie hoch das Einstiegsgehalt ist. Das hänge von der Aufgabe und Verantwortung ab, so die Begründung. Azur, das Karrieremagazin für junge Juristen hat im vergangenen Jahr darüber berichtet, wie hoch die Einstiegsgehälter in Unternehmen und Kanzleien sind. Bei den Unternehmen wurde nach zwölf Branchen unterschieden. Die höchsten Einstiegsgehälter zahlen Energieversorger mit 80.000 Euro, gefolgt von Computer-/Elektronik-Konzernen mit 77.000 Euro. Das Gros der Unternehmen entlohnt Berufseinsteiger mit Jahresgehältern, die zwischen 50.000 und 60.000 Euro liegen.

Im Vergleich zu großen, international tätigen Kanzleien, sind das immer noch bescheidene Einkünfte. Dort steigen Kandidaten mit Spitzenexamen nicht unter 100.000 Euro ein. Bei Latham & Watkins können es gar 140.000 Euro werden. 100.000 sind fest, 40 Prozent der maximale Bonus. Über ein solches Einstiegsgehalt können sie vielleicht eine Handvoll Absolventen freuen. Die breite Masse der Juristen liegt weit darunter.

Verrückte Einkommenswelt der Juristen

Bei den freiberuflichen Rechtsanwälten reicht die Einkommensspanne vom Verlust bis hin zu einem satten Gewinn. Als Grundregel gilt: Wer spezialisiert ist, bei dem sind die Verdienstaussichten besser. Wirtschafts-, Arbeits- und Verkehrsrechts sind gefragte Spezialisierungsrichtungen.

Absolut transparent sind im Gegensatz zu den Rechtsanwälten die Einkommen von Juristen im Staatsdienst. Sie arbeiten als Richter, Staatsanwälte und im Vollzug. Die Einstellung ist Sache der Landes-Justizministerien. "Bei uns werden jährlich zwischen 80 und 110 Volljuristen, also mit zweitem Staatsexamen, eingestellt", so Stefan Wirz, Pressesprecher und Oberstaatsanwalt im Justizministerium Baden-Württemberg. Richter und Staatsanwälte werden nach der Bundesbesoldungsordnung R bezahlt. Danach erhält ein 27-jähriger in der Eingangsstufe R1 monatlich 3241,40 Euro. Dieses Grundgehalt steigt nach dem Prinzip der Lebensaltersstufe alle zwei Jahre bis zum 49. Lebensjahr um rund 200 Euro an. Verheiratete bekommen einen Familienzuschlag von etwa 100 Euro monatlich, für jedes Kind gibt es 90 Euro extra.

Wer nicht befördert wird, bei dem ist in der Eingangsstufe mit 5250,90 Euro Schluss. Dabei reichen die Besoldungsstufen der Richter von R1 bis R10. Aber am Beförderungsstau kommen die allerwenigsten vorbei. Wenn es gut läuft, schafft ein Richter oder Staatsanwalt die Stufe R 2. Das wären dann auf jeder Lebensalterstufe 500 mehr. Oberstaatsanwälte und Vorsitzende Richter am Landgericht gehören dazu. R10 ist Gerichtspräsidenten des Bundesarbeitsgerichts und Bundesfinanzhofs vorbehalten, um zwei Beispiele zu nennen. Deren Gehalt erreicht mit 10.768,57 Euro dann aber nicht einmal das von Einsteigern in globalen Wirtschaftskanzleien. So verrückt ist die Einkommenswelt von Juristen.

VON Peter Ilg MONSTER.DE

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