VON CLEMENS POKORNY | 24.05.2014 13:57

Die Zukunft der Abfallentsorgung

Die Trennung von Plastikmüll in Verpackungen und Restmüll ist unlogisch, für den Laien nicht nachvollziehbar – und wir ahnen, dass am Ende der so mühsam geschiedene Abfall ohnehin verbrannt wird. Dabei zahlen wir immerhin für die Entsorgung von Verpackungsmüll. Doch dieses Duale System, das vom Grünen Punkt symbolisiert wird, ist im Niedergang begriffen. Die Zukunft der Abfallverwertung könnte ganz anders aussehen.

Was wir Verbraucher als Müll wegwerfen, ist für die Entsorgungsfirmen bares Geld. Trotzdem zahlen wir noch für die Verwertung von Verpackungen – nämlich Aufschläge auf den Kaufpreis. Dabei können viele von uns auf die Plastikummantelung der Gurke oder die kleinen Portionspackungen in der Großpackung verzichten. Stattdessen trennen wir „unseren“ Müll fein säuberlich, oft falsch – oder aber unnötig. Denn über die Hälfte eines Gelben Sacks wird zusammen mit anderem Restmüll verbrannt. Da ist es Zeit, sich zu fragen: Wie funktioniert unsere Müllentsorgung? Was läuft verkehrt und wie könnte die Zukunft der Abfallverwertung aussehen?

Sondermüll, Giftmüll, Elektronikschrott

Bis 1991 waren alleine die Gemeinden für die Abfallentsorgung zuständig. Seitdem sind die Hersteller von Verpackungen auch für deren Entsorgung verantwortlich. „Produzentenverantwortung“ oder „Produktverantwortung“ nennt sich das. Der Einzelhandel z.B. sollte also den Verpackungsmüll seiner Kunden zurücknehmen. Da dies kaum praktikabel ist, gründeten die Unternehmen der Lebensmittel- und Verpackungsbranche das Duale System Deutschland (DSD). Das bedeutet: Die Produktion von Verpackungen einerseits und deren Entsorgung bzw. Wiederverwertung andererseits bleiben in privater Hand. Der Gelbe Sack oder der Inhalt der Tonnen auf Kleinen Wertstoffhöfen wird von der DSD GmbH abgeholt und weiterverwertet. Für diese Dienstleistung bezahlen die Hersteller der Verpackungen und dürfen dafür den Grünen Punkt auf ihre Verpackungen drucken.

Dieses System funktionierte lange Zeit, auch weil die Zahlungsunwilligen unter den Herstellern vom Handel ausgeschlossen wurden. Doch einerseits werden immer mehr Einzelhändler, v.a. Supermärkte und Drogisten, zu „Selbstentsorgern“: Sie verzichten bei ihren Verpackungen auf den Grünen Punkt, gewinnen durch die so gesenkten Kosten einen Wettbewerbsvorteil und bieten die Rücknahme der Verpackungen im Geschäft an. Wir Verbraucher werfen unseren Verpackungsmüll aber fast immer erst daheim weg – und so wird er für die Hersteller kostenlos entsorgt. Den Preis dafür – immerhin 1,5 Milliarden Euro jährlich, über ein Viertel der gesamten Verpackungskosten – zahlen wir: mit steigenden Preisen für die Verpackungen (und damit für die Produkte), deren Entsorgung noch ordnungsgemäß vorab bezahlt wird.

Jenseits dieser Probleme stellt sich uns bei der Mülltrennung die Frage: Was darf in die Gelbe Tonne respektive den „Plastikmüll“? Eigentlich nur Verpackungen – doch sollen wirklich z.B. alle anderen Plastikteile zusammen mit anderem Restmüll verbrannt werden? Da Plastik aus Erdöl hergestellt wird und die Ölvorräte endlich sind, ist die Antwort eindeutig. Doch noch ist Recycling von Plastik viel teurer als die Herstellung aus Erdöl. In Leipzig und Teilen Berlins wird schon seit mehreren Jahren die „Gelbe Tonne plus“ ausprobiert, über die nicht nur Verpackungen, sondern alles aus Plastik entsorgt wird. In den Restmüll kommt dort nur noch „feuchtes“, also z.B. zu stark verschmutztes Material. Das ist für den Verbraucher einfacher – und könnte den Anfang vom Ende des Dualen Systems bedeuten.

Denn dieses ist vor allem für die private Entsorgungswirtschaft rentabel. Doch Mülltrennungsanlagen sortieren mittlerweile Abfälle besser als der Mensch und machen damit eigentlich schon heute die Mülltrennung im Haushalt überflüssig – und so auch den Gelben Sack. Wenn mittelfristig Erdöl so teuer sein wird, dass es billiger sein wird, Strom aus Müllverbrennung zu nutzen als aus Erdölverstromung, könnte sich die Abfallwirtschaft selbst finanzieren. Dann könnten die Preisaufschläge für die Entsorgung der Verpackungen wegfallen. Das wäre das Ende des Dualen Systems – und für uns Verbraucher die einfachste Lösung.