VON ALEXNADER STIEHLE | 13.06.2012 18:20

WikiLeaks – Die Enthüller

„In doubt we publish – We open governments.“ So lautet die Handlungsmaxime von WikiLeaks. Dabei handelt es sich um eine Enthüllungsplattform, die Dokumente, die eigentlich unter Geheimhaltung stehen, anonym veröffentlichen.

Wikileaks wurde 2006 nach eigener Darstellung von Journalisten, Mathematikern und Technikern von Unternehmen aus den USA, Taiwan, Europa und Australien gegründet. Die Gründer sind größtenteils anonym. Julian Assange gilt als treibende Kraft des Projekts. Schon im Herbst 2009 konnte WikiLeaks 1,2 Millionen Dokumente von Regimekritikern und anonymen Quellen sammeln. Das blieb nicht unbemerkt: Die Regierungen von China, Israel, Nordkorea, Russland, Simbabwe und Thailand sperrten den Zugang zu WikiLeaks.

Zu wenig Transparenz?

Seit Dezember 2010 haben verschiedene amerikanische Banken eine Spendenblockade verhängt. Dabei werden in Auftrag gegebene Spenden nicht mehr an WikiLeaks weitergereicht. Da sich die Plattform fast nur aus Spenden finanziert, ist dies natürlich ein finanzielles Disaster. Laut wikileaks.org gingen die Einkünfte um 95% zurück. Eine Zeit lang konnte sich die Seite durch finanzielle Polster über Wasser halten, doch im Oktober 2011 gab WikiLeaks bekannt, dass die Veröffentlichung von geheimen Dokumenten ausgesetzt werde, um sich auf die Einnahme von Spenden zu konzentrieren. Jährlich werden ca. 500 000 Dollar benötigt, um den Betrieb aufrecht zu erhalten.

Wer steht hinter WikiLeaks?

Nach Angaben von Julian Assange arbeiteten im Januar 2010 fünf feste Mitarbeiter, unentgeltlich, und etwa 1000 Gelegenheitsarbeiter für WikiLeaks. Neben Julian Assange ist bekannt, dass der Informatiker Daniel Domscheit-Berg an dem Projekt mitgewirkt hat. Er fungierte als Sprecher von WikiLeaks. Aufgrund einer Streitigkeit mit Assange zog er sich jedoch im September 2010 aus dem Projekt zurück und gründete OpenLeaks.

Auch die isländische Parlamentsabgeordnete Brigitta Jonsdottir sowie die Hacker Rop Gonggrijp und Jacob Appelbaum arbeiteten zeitweise bei WikiLeaks mit. Der Journalist James Ball wechselte 2011 von WikiLeaks zur britischen Zeitung The Guardian, weil er nicht damit einverstanden war, eine Verschwiegenheitserklärung zu unterzeichnen. Diese Erklärung sah vor, dass für den Fall der Weitergabe interner Informationen eine Konventionsstrafe von 12 Millionen britischen Pfund gezahlt werden musste.

Was wurde enthüllt?

Den ersten Treffer landete WikiLeaks 2007: Dabei wurden Dokumente veröffentlicht, die die Korruption in Milliardenhöhe der Familie des ehemaligen kenianischen Präsidenten Daniel arap Moi belegten. Das Material wurde am 31. August 2007 im Guardian gedruckt.

April 2010: Ein Film, der von einer Bordkamera eines US-Kampfhelikopters aufgenommen wird, dokumentiert einen Angriff auf Journalisten und Zivilisten.

November 2010: Eine Viertelmillion diplomatischer US-Berichte über Regierungen und deren Mitglieder aus aller Welt werden veröffentlicht. Die Cablegate-Affäre. Dabei werden die verschiedensten Politiker charakterisiert und eingeschätzt: Angela Merkel gelte als „wenig kreativ“, Guido Westerwelle sei „aggressiv“ und habe eine „überschäumende Persönlichkeit“.