VON BERNHARD DRAGASCHNIG | 24.03.2014 11:40

Wie viel darf Arbeit kosten?

Gehälter von Top-Managern haben in den letzten Jahren immer wieder für Schlagzeilen gesorgt und eine Diskussion über ein angemessenes Salär entbrannt. Einerseits wird immer wieder in den Raum geworfen, wie schwer es ohne diese Gehälter wäre geeignete Leute für Top-Positionen zu finden, andererseits verdienen führende Wirtschaftslenker teilweise Stundengehälter, die das Jahresgehalt eines Gutverdieners übersteigen. Die Frage die sich nun stellt ist, was leisten diese Menschen mehr als andere bzw. tragen sie wirklich so viel Verantwortung, dass sich solche Summen für das Unternehmen lohnen?


Arbeit erfüllt in unserer Gesellschaft eine wichtige soziale Funktion. Wir gehen einer anerkannten Tätigkeit nach, werden gebraucht und erfüllen unsere Aufgabe. Hierfür erhalten wir Geld als Anerkennung unserer Leistungen. Wer mehr leistet, sollte auch mehr Geld verdienen. So logisch diese Argumentationskette auch klingt, mit dem Vergütungssystem in unserer modernen Arbeitswelt, scheinen diese Punkte nur noch am Rande zu tun zu haben.

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Was bisher geschah

In der New York Times stand neulich ein Artikel, über den CEO von Time Warner Cable, der das Unternehmen verkauft hat und dafür in nur 6 Wochen 80 Mio. $ verdient hat. Das Geld steht ihm als Abfindung für das Ausscheiden aus dem Unternehmen zu. Das macht einen Tagesschnitt von 1,9 Mio. $. Jetzt frägt man sich natürlich welche Leistung es wert ist, täglich diesen Betrag zu verdienen. Auch wenn dieser Herr 24h durchgearbeitet hätte, wäre er auf einen Stundensatz gekommen, der dem Jahresgehalt eines gut verdienenden Normalsterblichen entspricht – satte 75.000 $. Wie schafft man es, solche Summen gegenüber seinen Mitarbeitern zu argumentieren? Mit deren Alltagsleben hat das wenig zu tun. Immerhin könnte man mit diesem Geld 1.066 gut verdienende Mitarbeiter ein Jahr lang beschäftigen und versuchen neue innovative Geschäftsfelder zu besetzen. Aber stattdessen erhält dieses Geld ein einziger Mann.

Diese „Blüten der Arbeitswelt“ sind das Ergebnis unserer Gesellschaft nach dem Streben nach Größe. Desto höher die Position, desto weniger Bezug hat man zur eigentlichen Basis, die Dienstleitungen anbietet oder Produkte herstellt. Es steht nicht mehr der unternehmerische Ehrgeiz im Focus sondern das Bestreben sich in einem festgelegten künstlichen Rahmen zurecht zu finden. Hinter dem Deckmantel des Unternehmertums, werden Eigeninteressen im Namen des Unternehmens artikuliert. Wer Ausstiegsklauseln in Millionenhöhe in seinem Vertrag stehen hat, denkt nicht wie in dem Fall von Time Warner Cable an das Weiterbestehen des Unternehmens. Ihm geht es um den Verkauf. Zwischen Arbeiterinteressen, Unternehmern und Top-Managern liegen daher mittlerweile Welten. Dass die Kluft immer größer wird, lässt sich auch an der erfolgreichen Volksabstimmung gegen überhöhte Managergehälter - letzten Jahres in der Schweiz- ablesen.

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Es gibt sicher nicht...

Es gibt sicher nicht nur Leute, die sich über so etwas aufregen, sondern auch solche, die das bewundern. Kämest du an die Gelegenheit so etwas zu tun – würdest du zugreifen? Warum auch nicht?
Es gibt sicher wenige Leute, die ihren Egoismus hinten anstellen würden und ihr Handeln, ihre Arbeitskraft der Allgemeinheit zur Verfügung stellen. Das Prinzip Macht ist einfach zu fest verknüpft mit dem Menschsein.
Wem ich einen Tagessatz von 1.9Mio gönnen würde? Dem der den Reset-Knopf findet.

Veröffentlicht von Ausstiegsklausel am: 01.04.2014 um 16:40
Danke Bernhard für...

Danke Bernhard für diesen Artikel. Gleich habe ich noch mehr Lust zum Arbeiten. 75.000 Dollar pro Stunde, dies verdient ja nicht mal CR7. Unfassbar, kein Wunder, dass die Schere zwischen arm und reich immer immer größer wird.

Veröffentlicht von Andreas am: 24.03.2014 um 16:11