VON CLEMENS POKORNY | 22.04.2016 14:24

Strom in Deutschland – alles im Fluss

Der Anteil der regenerativen Energien an der Stromgewinnung in Deutschland wächst und wächst. Unter den Erneuerbaren ragt die umstrittene Windkraft heraus. An der gesamten Energiegewinnung gemessen liegt der Anteil von Wind, Sonne, Wasser und Biomasse allerdings noch immer unter 15%. Und die Bemühungen der Politik, daran etwas zu ändern, sind bisher nur halbherzig.

Für die Energiewende in Deutschland war 2014 ein historisches Jahr: Erstmals stammte der relativ meiste bei uns erzeugte Strom aus regenerativen Quellen. Mit 25,8% lagen diese vor Braunkohle (25,6%), Steinkohle (18%), Atomstrom (15,9%) und Erdgas (9,6%). Ein erfreulicher Anlass, sich über die Stromerzeugung in Deutschland und ihre Geschichte zu informieren!

Seit dem späten 19. Jahrhundert wird in Deutschland Strom in Kraftwerken erzeugt, die ihre Energie zunächst aus Wasserkraft oder Dampf bezogen. Mit der seit Urzeiten z.B. für Mühlen genutzten Wasserkraft stand also auch eine erneuerbare Energiequelle am Beginn der Stromerzeugung. Vor allem aber Kohle – die jüngere Braun- sowie die ältere und höherwertige Steinkohle – lieferte die Energie für elektrische Generatoren. Erdgasverbrennung zur Stromgewinnung spielte bis in die 1950er-Jahre im erdgasarmen Deutschland nur eine geringe Rolle. Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Forschung an der Kernspaltung intensiviert, sodass Atomkraftwerke ab den 1960er-Jahren Strom erzeugten. Erneuerbare Energien neben der Wasserkraft werden erst seit Mitte der 1990er-Jahre in nennenswertem Umfang in Deutschland genutzt.

Unter den regenerativen Quellen nimmt dennoch schon heute die Windkraft den Spitzenplatz ein: 8,6% vom Strommix des Jahres 2014 in Deutschland stammen von Windkraftwerken, die sich übrigens in ganz überwiegender Zahl auf dem Festland befinden und nicht vor den Meeresküsten. Dahinter folgen Biomasse (8%), Photovoltaik (5,8%) und zuletzt die Wasserkraft (3,4%). Neben der kinetischen Energie (Wind- und Wasserkraft) wird hier, wie bei den meisten fossilen Energieträgern auch, Wärmeenergie (Biomasse, Photovoltaik) in elektrischen Strom umgewandelt.

Erneuerbare Energien studieren

Allerdings stammt nicht nur Strom aus erneuerbaren Energiequellen. Aus ihnen werden auch direkt genutzte Wärme (43%) und Kraftstoffe für den Verkehr (9%) gewonnen; die Stromerzeugung macht nur etwa 48% der gesamten Energiebereitstellung aus erneuerbaren Quellen aus. Und an der gesamten Energiegewinnung in Deutschland haben die Erneuerbaren „bloß“ einen Anteil von 13,7% – im Jahr 2000 waren es allerdings nur 3,7%, also nicht viel mehr als ein Viertel des heutigen Werts. Die Bundesregierung will den Anteil der regenerativen Energien an diesem sogenannten Brutto-Endenergieverbrauch in Deutschland bis 2020 auf mindestens 18% steigern.

Hierbei helfen die von der schwarz-gelben Vorgängerregierung beschlossenen Kürzungen bei der Förderung der Erneuerbaren jedoch wohl eher nicht. Dabei wäre nicht zuletzt zur Minderung der Effekte des menschengemachten Klimawandels ein Umschwung hin zu den regenerativen Energien, ja sogar ein Boykott der konventionellen Quellen sinnvoll bis geboten. Natürlich hat auch Strom aus Wind- und Wasserkraftwerken seine Schattenseiten. Doch wie ihr Name schon nahelegt, sind die Erneuerbaren diejenigen Energieträger, die sich unbegrenzt nutzen lassen, und die geringen Schäden, die ihre Nutzung verursacht, steht in keinem Verhältnis zu ihren Vorteilen.