VON RICHARD KEHL | 17.10.2011 14:29

Statt Blocken, mit Freizahler Bloggen fördern

Freizahler heißt das neue Zauberwort um Online-Inhalte zu finanzieren und Blogger zu retten. Die Tageszeitung „taz“ hat in Kombination mit Marketing und ihrer zahlreichen Leserschaft nennenswerte Einnahmen erzielt - ein Beispiel, das Schule machen könnte.

Facebook hat die Social Netzwerk-Welt an sich gerissen. Google will sich das nicht bieten lassen und bietet mit „Google+“ Facebook weltweit Parole. Facebook und auch Twitter sind teilweise daran Schuld, dass viele Internetseiten und Blogger ihre Dienste einstellen mussten: Facebook zieht mit Gruppen, Fan- und Firmenpräsenzen innerhalb des eigenen Netzwerks externen Seiten Mitglieder, Traffic und somit auch Werbekunden ab. Twitter als größte weltweite Microblog-Plattform zieht ebenfalls User von externen Seiten ab und verteilt diese durch Links auf andere „traffic-reiche“ Seiten, die im Such-Ranking oben stehen. Diese Dienste gefährden somit indirekt auch die Existenz für viele Blogs oder unabhängige Internetseiten.

Um diesem Trend entgegenzuwirken sind Flattr.com und andere sogenannte Crowdfounding-Plattformen ins Leben gerufen worden. Hier können User, denen ein Beitrag gefällt, zur Finanzierung des entsprechenden Blog oder Internet-Seite beitragen, indem sie auf einen Button klicken, mit dem sie als sogenannte Freizahler Geld spenden können. Besonders Seiten mit außergewöhnlichen und besonderen Inhalten, die man sonst nirgends bekommt, werden mit Hilfe von Freizahlern in ihrer Unabhängigkeit und Ideologie unterstützt.

Als jüngstes Erfolgs-Beispiel dient die Tageszeitung „taz“. Diese hat erfolgreich die Online-Finanzierung durch Freizahler eingeführt und etabliert. Mit einer groß angelegten Marketing-Kampagne hat die „taz“ hier der „Gratis-Kultur“ entgegengewirkt und für Fairness plädiert. Seit dem Start der Initiative: „taz zahl ich“ kamen im Mai 2011 über 20.000 an Spendengeldern von Freizahlern für die „taz“ zusammen. Tausende Leser haben Beiträge zwischen 30 Cent und 300 Euro für die „taz“ gespendet. In den ersten vier Tagen, nach Start der Aktion, waren bereits über 4000 Euro von Freizahlern eingegangen. Viele davon leisten mittlerweile monatlich regelmäßige, freiwillige Beiträge – ohne Mehrwert – ähnlich einem Abonnement, allerdings ohne jegliche Bezahlverpflichtung. Es gibt keine Mindestlaufzeiten, freiwillige Zahlungen können jederzeit zurückgezogen werden - alles andere wäre auch kontraproduktiv. Von diesen Zahlen sind Flattr.com oder andere ähnliche sogenannte Crowdfounding-Plattformen noch weit entfernt bei Flattr.com gehen derzeit über 1000 Euro im Monat an Spenden für Blogger ein, die umverteilt werden. Im Gegensatz zur Taz, haben diese keinen Abonnement-Charakter, sondern sind Einmalzahlungen.

Man sollte daher auch überlegen eine Art Freizahler-Abonnement auch bei anderen Diensten zu etablieren, damit diese vernünftig arbeiten, ihre Mitarbeiter vernünftig bezahlen und den Usern nützliche Inhalte zur Verfügung zu stellen können.