VON ANNABELLA MARTINZ | 15.07.2016 13:03

Starving Students in California – 50.000 Studierende sind obdachlos

Eine eigens angelegte Studie der California State University fand heraus, dass rund 10% der Studierenden in Kalifornien obdachlos sind. Sie betreiben Langzeit-Couchsurfing, schlafen an Bahnhöfen oder hausen in Zelten. Und sogar 21% der Studierenden haben regelmäßig nicht genug zu essen. Die Universitäten bieten zwar Hilfsmöglichkeiten an, die Angebote halten sie aber als „best kept secret“. Denn dem Ansturm an hilfesuchenden Studierenden sind sie nicht gewachsen.



The Starving Student in California

An einer angesagten Universität in Amerika studieren und doch nicht genug zu essen haben: So geht es rund 21 % der Studierenden in Kalifornien. Die eigens von der California State University durchgeführte Studie „Serving Displaced and Food Insecure Students in the CSU“ deckte Missstände auf und setzte eine öffentliche Diskussion in Gange.

Bei der Studie wurde festgestellt, dass kalifornische Universitäten für akut Hilfesuchende sogar Hilfsprogramme anbieten. Doch vor lauter Angst, dass die Ressourcen nicht für alle Hilfesuchenden reichen, werden die Angebote der Hilfsprogramme nicht kommuniziert, sondern als „best kept secret“ behandelt. 79% der Studierenden gaben an, nichts von Hilfsprogrammen zu wissen.

Auch das Lehrpersonal ist sich des Ausmaßes der studentischen Obdachlosigkeit bewusst, doch hinter geschlossenen Türen herrscht Ratlosigkeit. „I’ve seen over and over and over again the staff members take their own personal money and many times hundreds of dollars, try to eliminate the food crisis or you know, whatever they can do. It's not really talked about…”, berichtet das Lehrpersonal der Universität. Für die Studierenden kommt auf dem Campus leben nicht in Frage. Weder gibt es genug Betten, noch sind sie zu bezahlen. Der studentische Beitrag an der CSU pro akademischem Jahr beträgt über 3.000 Dollar. Wenn die Eltern nicht für das Studium aufkommen, kann es schnell zur Geldknappheit kommen.

Uni wechsle dich

Studium und Obdachlosigkeit in Deutschland

2015 gab es 2,8 Millionen Studierende in Deutschland. 7 Jahre zuvor waren es erst 2 Millionen. Und schon damals gab es eine Wohnungsknappheit.

Mit dem Einschreiben an einer Uni ist die erste Hürde gemeistert. Denkt man zumindest. Das größere Problem kommt im Anschluss. Wird ein Studium in einer der Großstädte Deutschlands angestrebt, sollte Monate vorher bereits auf Wohnungssuche gegangen werden, denn die Wohnungsnot ist groß: Das Studierendenwerk schätzt, dass es 25.000 Wohnheimplätze zu wenig gibt. Wer sich für einen Platz in einem Wohnheim interessiert, kann sich erst einmal auf die Warteliste setzen lassen. Für mehrere Monate. Und weiter geht die Suche.

Zwar sind die Studienbeiträge in Deutschland nicht zu vergleichen mit denen in Kalifornien, dennoch herrscht auch hier ein Missstand. Die Mieten in den Großstädten werden höher, die BAföG-Auszahlungen bleiben im Großen und Ganzen gleich.

Ansprüche an Ausstattung, Quadratmeterzahl oder der Wunsch nach einer bezahlbaren Ein-Zimmer-Wohnung sollten in den Großstädten von Vornherein hintangestellt werden.

Vermieter und Eigentümer von Grundstücken in den Ballungszentren gehen geschickt auf die Wohnungsnot ein. Sie vermieten einzelne Zimmer in Wohnungen oder Doppelhaushälften zu je 500 Euro. Wer sich mehrere Studierende ins Haus holt, hat einen permanenten Fluss an Mieteinnahmen, selbst wenn dann mal eine einzelne Person auszieht. Zusätzlich erwirtschaften sie einen höheren Betrag mit der Vermietung einzelner Zimmer als durch die Vermietung der gesamten Wohnung an nur einen Haushalt.

Neben Wohnheimen und WGs gibt es bereits auch in Deutschland Notunterkünfte für Studierende. Ein Bett im Fitnessstudio oder in einer Jugendherberge kann zwar nicht als „Eigenheim“ durchgehen, zumindest müssen Studierende aber nicht wie in Kalifornien auf der Straße schlafen und werden durch BAföG zumindest teilweise unterstützt.

Es lässt sich wohl von Glück sprechen, dass Deutschland ein Sozialstaat ist.