VON ALEXANDER STIEHLE | 09.08.2012 13:59

Spitzensportler – Spitzenvorbilder?

Alle vier Jahre finden sich Topathleten aus der ganzen Welt zusammen, um sich bei den Olympischen Spielen in den verschiedensten Disziplinen zu messen. Das Motto: Friede, Fairness, Leistungsbereitschaft. Insgesamt kann der Sport viele Werte vermitteln, die sonst vielleicht auf der Strecke blieben. Besonders junge Menschen blicken zu der Elite des Sports auf und eifern ihr nach. Doch werden die Athleten dieser Vorbildfunktion auch wirklich gerecht?

Das Symbol der Olympischen Spiele sind fünf miteinander verbundene Ringe in fünf verschiedenen Farben: blau, gelb, schwarz, grün, rot. Die fünf Ringe stehen für die fünf Kontinente und mindestens eine der Farben kommt weltweit in den Nationalflaggen der teilnehmenden Nationen vor. Alles in allem ist es ein Symbol der Toleranz, der Verbundenheit und des Friedens. Die Essenz des Olympischen Geists mag vielleicht utopisch sein, dennoch ist er es wert angestrebt zu werden. Natürlich: Hochleistungssport schafft keinen Nutzen, durch sportliche Rekorde wird die Welt nicht besser, doch trotzdem nimmt der Sport in unserer Gesellschaft einen hohen Stellenwert ein.

Einstellungs- voraussetzung: Teamfähigkeit

Heutzutage werden Spitzensportler so gefeiert wie Film-, oder Popstars, wodurch sie auch ein großes Medieninteresse auf sich ziehen. Kinder und Jugendliche erwählen gerne Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen, als ihre Vorbilder. So hängen auch viele Poster von Sportlern an den Wänden des Nachwuchses. Kids brauchen Vorbilder, und der Sport kann sicherlich seinen Beitrag dazu leisten. Jedoch sollte nicht der Person an sich nachgeeifert werden, sondern dem sportlichen Erfolg und den damit verbundenen Werten. Sport sorgt für Bewegung, stärkt das Selbstbewusstsein und bereitet einen auch in gewisser Weise auf das spätere Leben vor. Besonders im Mannschaftssport lernen Jugendliche, was es heißt in einem Kollektiv zu arbeiten: Nur die Zusammenarbeit führt zum Erfolg. Eine Erkenntnis, die man lieber früher als macht, denn in vielen Berufen nimmt Teamplay einen hohen Stellenwert ein. Allerdings birgt der sportliche Wettkampf auch ein gewisses Konfliktpotenzial. Es gibt immer einen Verlierer. Wer schon im Sport solche Erfahrungen gemacht hat, kann auch später mit Rückschlägen besser umgehen. Letztendlich kann der sportliche Erfolg einem auch die Tore zu einer großen sportlichen Karriere eröffnen. Zwar können die wenigsten von ihren sportlichen Erfolgen auch wirklich leben, doch muss das auch nicht immer das Ziel sein. Sport soll in erster Linie einfach nur Spaß machen.

Spitzensportler, die im Fokus stehen, prägen natürlich das Bild des Sports und haben einen großen Einfluss darauf, wie der Sport wahrgenommen wird. So gibt es auch Sportler, die sich über ihre Verantwortung, die sie tragen, nicht im Klaren sind: Der britische Boxer Dereck Chisora bespuckt Wladimir Klitschko und prügelt sich auf einer Pressekonferenz mit David Haye. Der Kopfstoß von Zidane ist sicherlich auch nicht nachahmenswert für junge Nachwuchskicker. Ein Geschwür, das sich sehr hartnäckig in der Sportszene hält ist das Doping. Sprinter Ben Johnson sorgte 1988, kurz nach seinem Olympiasieg über 100 Meter, für den größten Dopingskandal in der olympischen Geschichte. Zwei Tage nach seinem Sieg wird ihm die Einnahme des Steroids Stanozolol nachgewiesen. Nachdem seine Lebenslange Sperre 1990 aufgehoben wurde, wird er 1993 positiv auf Testosteron getestet. Maradona nahm bei der WM 1994 Ephedrin auch der Radsport ist mittlerweile bei Vielen als Doping-Sumpf verschrien. Es zählt häufig nur eins: Mit allen Mitteln zu gewinnen. Und wer gilt weitläufig als Gewinner? Derjenige, der den ersten Platz macht, der Sieger. Der zweite Platz wird da schon als klare Niederlage gewertet. Jüngstes Beispiel: der FC Bayern München. In der Liga Zweiter, im Pokal Zweiter, in der Champions League Zweiter. Das hat zur Folge, dass sowohl Spieler, als auch Vorstand sehr unzufrieden sind. Doch letztendlich ist der sportliche Wettkampf nun mal ein Geschäft, bei dem es darum geht zu gewinnen. Besonders dann, wenn es um viel Geld geht. Es muss aber auch die Leistung derjenigen anerkannt werden, die nicht als Sieger das Feld verlassen.

Der Spitzensport hat seine Licht- und Schattenseiten. Auf der einen Seite sieht man dort Personen, die mit ihrem Geist und Körper imstande sind außergewöhnliches zu leisten. Sie gehen an ihre Grenzen und auch oft darüber hinaus. Auf der anderen Seite sieht man Unfairness in vielerlei Facetten und auch manches moralische Fundament, auf dem der Erfolg basiert, erscheint porös. Wer nun als Vorbild taugt und wer nicht, muss jeder für sich selbst entscheiden.