VON C.V.A. | 08.03.2013 10:18

Sinn und Unsinn des Fastens

In der Zeit vor Ostern beschließen viele Menschen für einige Zeit zu fasten. Doch auch ausserhalb religiöser Fastenzeiten ist das bewusste Verzichten zum Trend geworden. Heilfasten ist der Überbegriff für zahlreiche Kuren zur Entgiftung des Körpers. Ziel ist es meist auch Gewicht zu verlieren und eine seelische Reinigung zu erfahren. Doch wie wirksam sind solche Kuren wirklich? Gibt es auch gesundheitliche Risiken?

Fasten bedeutet der teilweise oder vollständige Verzicht auf bestimmte Lebens- oder Genussmittel wie Fleisch oder Alkohol - kann sich aber auch auf andere Bereiche erstrecken wie zum Beispiel Sexualität. Die religiös motivierte Enthaltsamkeit ist Bestandteil zahlreicher Religionen. Im Christentum findet die Fastenzeit vom Aschermittwoch bis Ostersonntag statt. Bei den Moslems gibt es den Fastenmonat Ramadan, indem von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang Enthaltsamkeit praktiziert wird. Und auch im Hinduismus spielt die Enthaltsamkeit eine Rolle. Der Verzicht auf Materielles soll die Nähe zu Gott stärken und eine besinnliche Wirkung haben. Ziel ist es zur Ruhe zu kommen und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.

Heilfasten als Trend

Slow Food

Seit einigen Jahren hat sich jedoch ein neuer Trend entwickelt: Das sogenannte Heilfasten ist nicht religiös motiviert, sondern zielt darauf ab, den Körper zu entgiften und zu regenerieren, um zu einer besseren Gesundheit zu gelangen. Inzwischen gibt es zahlreiche Fastenkuren, die eine Besserung des Wohlbefindens und eine Gewichtsabnahme bewirken sollen. Doch wie funktioniert das Heilfasten und was ist wirklich dran an seinen Mythen?

Oftmals wird vor einer Heilfastenkur eine so genannte Darmreinigung durchgeführt, um das Entschlacken des Körpers zu beschleunigen. Dann folgen zwei bis drei Entlastungstage, an denen leichte Kost noch erlaubt ist. Besonders wichtig ist es, während der Kur viel Flüssigkeit zu sich zu nehmen. Wenn gar keine Nahrung zugeführt wird, schaltet der Körper nach ein bis zwei Tagen in den Hungerstoffwechsel um. Dies kann den Blutdruck senken und dadurch das Herz entlasten. Ohne ärztliche Betreuung sollte eine Kur allerdings nicht länger als eine Woche durchgeführt werden. Denn zu langes Fasten kann zu einer Schwächung des Herzmuskels führen. Den bewussten Verzicht sollte man aber nicht mit einer Diät verwechseln. Zum Abnehmen taugt das Heilfasten nämlich eher weniger, da die Pfunde nach der enthaltsamen Zeit meist schnell wieder auf den Hüften landen.

Zu den bekanntesten Kuren gehört die Buchinger-Kur. Hierbei darf man nur Wasser, Tee und in geringen Mengen auch Säfte zu sich nehmen. Auf Nahrung wird komplett verzichtet. Die Buchingermethode kann zu Hause durchgeführt werden. Bei einer längerfristigen Heilkur ist allerdings der Aufenthalt in einer Fastenklinik sinnvoll. Es gibt aber auch Kuren, die Mediziner kritisieren und in ihrer Wirksamkeit angezweifelt werden. Die Schroth-Kur beispielsweise, bei der sich Trink- und Trockentage abwechseln und eine salz-, fett- und eiweißarme Kost im Vordergrund steht, wird von Ernährungswissenschaftlern sogar als gesundheitsschädlich eingestuft. Wer gesundheitliche Probleme hat, sollte das Heilfasten aber grundsätzlich nur nach Absprache mit einem Arzt durchführen - gerade bei mehrwöchigem Fasten sollte dies nicht ohne ärztliche Kontrolle stattfinden.

Moderner Verzicht

Doch nicht nur der Verzicht auf Lebensmittel kann Bestandteil einer Fastenkur sein. Die evangelische Kirche leitet seit 1992 die Fastenaktion „7 Wochen ohne“. Circa 2 Millionen nehmen jährlich daran teil. Die Aktion bestimmt alljährlich ein neues Motto, dass die Menschen dazu anregen soll, Alltagsgewohnheiten zu überdenken. Dieses Jahr lautet das Motto beispielsweise „Riskier was, Mensch! - 7 Wochen ohne Vorsicht“. Auch regt die Aktion zum Verzicht auf Konsumgüter, Internet und Genussmitteln an. Die Aktion hat das Fasten, das für lange Zeit im Protestantismus keine Rolle spielte, wieder populär gemacht.

Generell gilt, dass Fasten dann besonders sinnvoll sein kann, wenn man bewusst auf etwas verzichtet, das einem schwer fällt. Für eine Zeit lang das Surfen im Internet zu reduzieren oder den Fernseher am Abend auszulassen, kann dabei genauso erholsam für Körper und Geist sein wie ein bewusster Umgang mit Kaffee, Zigaretten, Alkohol oder bestimmten Lebensmitteln.