VON RICHARD KEHL | 13.04.2011 17:24

Politisch verfolgte Künstler: Ai Weiwei in China verhaftet

Die Liste unliebsamer regierungskritischer Künstler ist unendlich. Am 3. April ist der chinesische Künstler Ai Weiwei in China verhaftet worden – kurz nach der Abreise von Bundesaußenminister Guido Westerwelle. Seitdem fehlt von ihm jede Spur. Politiker weltweit fordern von der chinesischen Regierung die umgehende Freilassung des Künstlers.

Ai Weiwei ist weltweit bekannt und angesehen. Seine Ausstellungen, u.a. in München, zogen die Betrachter in ihren Bann. Der chinesische Künstler hat zudem eine Gastprofessur an der Berliner Universität der Künste (UdK) erhalten. Ai soll u.a. am UdK-Institut für Raumexperimente von Olafur Eliasson wirken. Doch seit dem 3. April ist Ai Weiwei verschwunden. Während eines Aufenthalts in Peking, in denen der deutsche Außenminister Westerwelle sich für die Meinungsfreiheit und Menschenwürde in China eingesetzt hat, war der Künstler noch auf freiem Fuß. Kurz nach der Abreise Westerwelles wurde Ai Weiwei dann am Flughafen von Peking von der Polizei verhaftet, als er ein Flugzeug nach Hongkong besteigen wollte. Bei der Durchsuchung seines Ateliers wurden Computer und andere Dinge beschlagnahmt. Der offizielle Vorwurf gegen ihn lautet offenbar auf „Wirtschaftsverbrechen“. Auch mehrere Assistenten des Künstlers wurden verhört. Sie befinden sich mittlerweile wieder auf freiem Fuß. Ai Weiwei’s Frau Lu Qing stellte klar, nicht unter Hausarrest zu stehen.

Ai Weiwei steht für die Menschenrechte ein und kritisiert öffentlich die kommunistische Führung der Volksrepublik China. Für die dort herrschende Staatsmacht Grund genug, den Künstler unter ständige Beobachtung zu stellen und notfalls „wegzusperren“ – so wie es jetzt geschehen ist. Bereits im Januar wurde sein Luxus-Atelier von den Behörden aufgrund eines Streits abgerissen. Dadurch kam im Februar auch seine erste in China geplante Einzelausstellung nicht zustande. Der Der 53-jährige Künstler Ai Weiwei wollte aufgrund seiner politischen Gängelung nun ein Studio in Berlin eröffnen. Seine Verhaftung empört Politiker und andere Menschen in der ganzen Welt.

Doch der Künstler Ai Weiwei ist kein Einzelfall: Überall auf der Welt müssen politisch regimekritische Künstler um Leben und Freiheit bangen. Bereits letztes Jahr setzte sich der Komiker Michael Mittermeier für seinen politisch verfolgten Kollegen Zarganar ein, „Burmas größten lebenden Comedian“, so Mittermeier selbst. Zarganar wurde aufgrund seiner politischen Witze gegenüber dem Regime verfolgt, bedroht und letztendlich verhaftet. Er wurde zu 59 Jahren Haft verurteilt, die zwar momentan auf 35 Jahre reduziert worden ist, aber immer noch einer lebenslangen Haft gleichkommt. Michael Mittermeiers Dokumentation „The Prison where I live“ zeigt die in der Bevölkerung Burmas vorherrschende Angst. Angst vor dem Geheimdienst, dem Regime, den Repressalien. Sie erzählt auch von den noch unbeschwerten Zeiten Zarganars bei der Arbeit. Bei seinen Recherchen und Dreharbeiten begab sich Mittermeier samt Team dabei selbst in große Gefahr.