VON MAXIMILIAN REICHLIN | 25.02.2015 14:19

PISA 2015 – Was sagt der Test wirklich über unser Bildungssystem aus?

Im kommenden Mai ist es wieder soweit: Die internationale PISA-Studie wird, auch in Deutschland, wieder durchgeführt. Ein repräsentativer Querschnitt aus 15-jährigen soll dabei Testaufgaben auf verschiedenen Kategorien bearbeiten, um deren schulische Leistungsfähigkeit messen zu können. Während Befürworter der Studie auch in diesem Jahr wieder auf einen Aufstieg Deutschlands im internationalen Ranking hoffen, halten kritische Stimmen den Test mittlerweile für zu einseitig und bezweifeln seine Aussagekraft.


Seit dem Jahr 2000 wird von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (kurz OECD) regelmäßig der sogenannte internationale PISA-Test durchgeführt, um die Fähigkeiten von 15-jährigen in den Teilnehmerstaaten zu bestimmen. Alle drei Jahre stellen sich die Schülerinnen und Schüler dabei Testaufgaben aus drei Bildungsbereichen: Lesekompetenz, Mathematik und Naturwissenschaft, zuletzt im Jahr 2012. Dabei steht in jedem Testdurchlauf eine andere der drei Kategorien im Vordergrund. Im diesjährigen Test, der im Mai durchgeführt werden soll, werden es, wie schon 2006, die Naturwissenschaften sein.

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Was testet PISA?

PISA testet dabei, nach Aussage der OECD, keine Lehrplaninhalte, sondern untersucht, wie das erlernte Wissen in der Praxis angewandt wird. In Beispielaufgaben, die die OECD online zur Verfügung stellt, geht es dabei vor allem um logisches Denken und das Lösen von Problemen mit Hilfe von Mathematik: So sollen auf einer Landkarte etwa die geeignetsten Routen für einen Ausflug ausgewählt, oder die günstigsten Angebote an einem Fahrkartenautomaten ermittelt werden. Auch die „Financial Literacy“ wurde bei PISA 2012 zum ersten Mal erfasst: Hier ging es um das Verständnis für finanzwirtschaftliche Vorgänge wie Zinszahlungen.

Kritische Stimmen bemängeln schon seit langem, dass der Test durch die Beschränkung auf die drei genannten Themenfelder und durch die Selektion der Fragen keine schulische Bildungskontrolle sei, sondern in erster Linie Kompetenzen für eine optimale Wirtschaftsentwicklung erfasse. Dass ein solcher Test keine aufschlussreichen Rückschlüsse auf die allgemeinen Gesamtleistungen der Schülerinnen und Schüler oder auf die Leistungskraft des jeweiligen Schul- und Bildungssystems ziehen lassen, ist für viele Bildungsfachleute offensichtlich.

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Dennoch waren die 2001 veröffentlichten Ergebnisse der ersten Studie ein wahrer Schock für die deutsche Bildungspolitik. Im Vergleich aller Teilnehmerstaaten erreichte Deutschland in den Naturwissenschaften den 18., in der Mathematik den 19. und in der Lesekompetenz lediglich den 21. Platz und war damit im Gesamtranking nur unterer Durchschnitt. Auch das enorme Medienecho, das die Ergebnisse im Nachhinein auslösten, hat dazu geführt, dass sich auf diesem Gebiet im vergangenen Jahrzehnt einiges getan hat. So konnten die Deutschen ihre Fähigkeiten in allen Bereichen verbessern, liegen in Mathematik und Naturwissenschaften nun knapp unter der Spitze.

Die Koordinatoren der Studie verbuchen diese Entwicklung durchaus als Erfolg. Viele Bildungsexperten wollen davon allerdings nichts mehr wissen. So kritisierte der Präsident des deutschen Lehrerverbandes Josef Kraus das PISA-Verfahren im Gespräch mit dem Kulturmagazin Cicero aufs Schärfste: „Das Bildungsverständnis wird auf das Messbare reduziert. Es geht nur noch um Anwendungswissen.“ Auch der New Yorker Erziehungswissenschaftler Heinz-Dieter Meyer, der im vergangenen Jahr bereits zu einer Online-Petition gegen zukünftige Tests aufgerufen hatte, sieht keinen Nutzen mehr in PISA. Zwar habe die Politik mit Handlungsdruck auf die Testergebnisse von 2000 reagiert, dieser Druck gehe jedoch in die falsche Richtung.