VON C.V.A. | 15.04.2014 16:05

OrCam – eine Brille die Blinden Orientierung schenkt

Blinde und sehbehinderte Menschen stehen im Alltag oftmals vor Problemen, durch die sie stark auf ihre Mitmenschen angewiesen sind. Nun hat eine israelische Firma ein Bilderkennungsverfahren entwickelt, das Blinden und Sehbehinderten mehr Eigenständigkeit und eine enorme Erleichterung im alltägliche Leben bieten soll. OrCam, ein komplexes Kamerasystem erfasst die Umgebung und liest Informationstexte wie beispielsweise die Speisekarte oder den Busfahrplan dem Träger vor. OrCam besteht aus einem Bildsensormodul, das an fast jeder Brille befestigt werden kann und einem kleinen tragbaren Steuercomputer für die Hosentasche.

In Deutschland gibt es circa 1,2 Millionen sehbehinderte und blinde Menschen, die auf Sehhilfen angewiesen sind. Meistens werden hier sogenannte Langstöcke zur Orientierung verwendet oder professionell ausgebildete Blindenführhunde. Für die Orientierung im öffentlichen Raum sind diese beiden Sehhilfen effektiv und bewahren den Blinden oder Sehbehinderten vor Stürzen und Unfällen. Von Sehbehinderung spricht man dann, wenn ein Mensch mit Brille oder Kontaktlinsen nicht mehr sehen kann als 30 Prozent von der Sehkraft eines Menschen mit normaler Sehkraft. Bei einer schweren Sehbehinderung kann dieser nur noch 5 Prozent von dem was ein normalsichtiger Mensch sieht erkennen und blind ist ein Mensch dann, wenn er weniger als 2 Prozent der normalen Sehkraft besitzt.

Klicksonar – Ohren statt Augen

Wo Langstock und Blindenhund bei der Orientierung im öffentlichen Raum eine große Hilfe für sehbehinderte und blinde Menschen sind, bietet OrCam einen zusätzlichen Mehrwert. Tippt der Träger des Minicomputers auf eine Fläche, wie z.B. eine Speisekarte, wird diese von OrCam halblaut vorgelesen. Hierzu wird ein sogenannter Knochschalllautsprecher verwendet, der den Schall über die Schädelknochen, die das Gehör umgeben weiterleitet. So werden Außengeräusche überdeckt. Eine integrierte Kameralinse macht die genaue Texterkennung möglich. Yonathan Wexler, der Erfinder und Begründer des Familienunternehmens OrCam, hat drei Jahre lang an der Technologie des Gerätes gefeilt und vertreibt sein Produkt mittlerweile erfolgreich auf dem Markt - nicht zuletzt deshalb, weil OrCam bisher mit keinem vergleichbarem Gerät konkurrieren muss und das einzige dieser Art ist, das von einer Privatfirma angeboten wird. Mit dem Preis 2500 Euro ist die OrCam zwar nicht günstig, jedoch erschwinglich.

Eine ähnliche erstaunliche Erfindung für Sehbehinderte und Blinde, ist der virtuelle Blindenstock, der sich momentan in der Entwicklungsphase befindet. Ein tragbarer 3D-Sender soll Bewegungen und Objekte im Blickfeld analysieren, wieder erkennen und an den Träger weitergeben. So werden beispielsweise Personen in der Nähe des Menschen von Bewegungssensoren erkannt. Auch das Winken oder andere Bewegungen können identifiziert werden und erlauben dem sehbehinderten Träger eine Interaktion durch Gestik. Durch bestimmte Gesichtserkennungsprogramme, kann das Gerät den Träger sogar darüber informieren, welche Person gerade vor ihm steht. Momentan gibt es die 3D-Sender in keinem tragbaren Format, doch die Wissenschaftler sind sich sicher, dass diese bald in der Größe eines Smartphones auf den Markt kommen werden.

Für blinde und sehbehinderte Menschen, würde dies eine große Eigenständigkeit und Erleichterung im Umgang mit anderen und für die Orientierung im öffentlichen Raum bedeuten.