VON CHARLOTTE MEYER | 11.09.2015 15:47

Die Lieblingsfarbe – eine unstete Sache

Eine Lieblingsfarbe hat jeder. In den seltensten Fällen aber bleibt sie ein Leben lang. Im Laufe des Lebens wechseln die Präferenzen für eine Farbe sogar mehrmals. Lieblingsfarben hängen aber gar nicht so sehr nur vom eigenen Geschmack ab, sondern auch von äußeren Kriterien. Welche das sein könnten und warum Psycho-Farbtests mit Vorsicht genossen werden sollten, erklärt UNI.DE.





Lieblingsfarbe eine Frage des Alters

Die Frage nach der Lieblingsfarbe stellen oft Kinder und besonders als Kind scheint es eine besondere Bedeutung zu haben, was die eigene Lieblingsfarbe ist. Als Erwachsener macht man sich gar nicht mehr so große Gedanken darum, welche Farbe man prinzipiell am meisten bevorzugt. Tatsächlich ändert sich die Farbwahrnehmung aber im Laufe des Alters. Babys zum Beispiel lieben kräftiges Violett und Orange, weil das die einzigen Farben sind, die Neugeborene erkennen können. Die Zapfen im Auge für Gelb, Grün und Blau entwickeln sich im Auge nämlich erst viel später. Bis Kinder anfangen, eine Geschlechtsidentität zu entwickeln, bleibt die Vorliebe für Violett erhalten. In der Folge gehen dann die Präferenzen von Mädchen in Richtung Rot und Rosa und von Jungen in Richtung Blau. Diese Verteilung gilt mittlerweile als klassisch, doch noch vor zweihundert Jahren war er andersherum: Blau war damals vor allem wegen der blauen Gewänder der Jungfrau Maria eine Mädchenfarbe, während Rosa und Rot als aggressiver wahrgenommen wurden und deshalb Farben für Jungen waren. Wieso sich dieses Verständnis so sehr umgekehrt hat, kann man nicht mit Sicherheit sagen. Laut dem Farbpsychologen Harald Braem fangen Kinder in der Pubertät jedenfalls an, sich für Pastelltöne oder Mischfarben zu interessieren. Vor allem in der Stadt behalten Erwachsene die Vorliebe für Pastelltöne bei, aber auch kältere Grün- und Blautöne und Kombinationen aus unterschiedlichen Tönen sind beliebt. Auf dem Land neigen Menschen eher dazu, warme und kräftige Farben zu bevorzugen und im Alter tendieren die meisten zu gedeckten, dunkleren Farbtönen.

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Gleiche Präferenzen bei Männern und Frauen – mit einer Ausnahme

Blau ist dabei gemäß einer Erhebung aus dem Jahr 2004 mit 40 Prozent die beliebteste Farbe unter allen anderen, gefolgt von Rot mit 20 und Grün mit 12 Prozent. Blau ist vor allem wegen seiner unaufdringlichen Wirkung beliebt. Harald Braem meint zudem, dass Blau ungreifbare, aber nicht anzweifelbare Dinge wie den Himmel oder das Meer verkörpert und auch deswegen so beliebt ist. Während Blau eher mit neutral bis positiv besetzten Assoziationen verbunden wird, ist Rot schon zwiespältiger: Die allerhäufigsten Assoziationen sind hier Liebe, Erotik, Leidenschaft, aber auch Zorn, Wut und Aggressivität. Bei Grün hingegen dominiert die Assoziation mit Giftigkeit knapp vor Gedanken an Frühling, Erholung und Hoffnung. Schwarz ist bei 8 Prozent der befragten Männer und Frauen beliebt, während sich bei Rosa eine deutliche Diskrepanz zwischen den Geschlechtern abzeichnet. 8 Prozent der weiblichen Befragten erklärten diese Farbe als ihre liebste, hingegen waren es bei den Männern nur 2 Prozent. Kein Wunder, denn die Hauptassoziationen von Rosa sind das Liebliche, das Zarte und das Weiche.

Farben als Spiegel der Seele?

Sagt nun meine Lieblingsfarbe etwas über meinen Charakter aus? Bin ich etwa ausgeglichen, wenn ich blau mag oder leidenschaftlich und aggressiv wenn ich Rot bevorzuge? In der Tat gibt es eine Reihe von Tests, die eine Linie zwischen Lieblingsfarbe und Wesenseigenschaften von Menschen ziehen. Manche Unternehmen benutzen solche Tests bei Einstellungsverfahren oder auch im Therapiebereich werden solche Untersuchungen angestellt. Jedoch hinkt die Gleichung Lieblingsfarbe gleich Charakter, denn unsere Vorlieben für eine bestimmte Farbe können sich je nach Gefühlslage ändern. Eine Lieblingsfarbe kann so etwa eine momentane, innere Regung widerspiegeln oder kann auch das Abbild von Lebensqualitäten oder Attributen sein, die man gerne erreichen möchte. Die Lieblingsfarbe kann also nur bedingt Auskunft über einen Menschen geben.