VON JASCHA SCHULZ | 25.04.2015 15:52

Der Studiengang Managing Diverse Markets – Besonderheiten und Berufsaussichten

Seit dem Wintersemester 2014/15 kann an der FH Dortmund International Business – Managing Diverse Markets studiert werden. Der Name scheint einen völlig neuen Studiengang auf dem Gebiet der international ausgerichteten Wirtschaftswissenschaften zu versprechen. UNI.DE hat geprüft, welche Inhalte des Masterstudiums tatsächlich von denen etablierter Studiengänge abweichen. Außerdem werden die Berufsaussichten des Studiums beleuchtet und die tatsächliche ‚Internationalität‘ des Studiengangs untersucht.


Betriebswirtschaftslehre ist seit Jahren der beliebteste Studiengang an deutschen Universitäten. Daher ist es nicht verwunderlich, dass das BWL Studium zahlreiche Spezifizierungen erfahren hat. Von Sport-, Tourismus- oder Gesundheitsmanagement bis hin zu Betriebsökonomie oder Wirtschaftsinformatik kann nahezu alles studiert werden. Auch auf die fortschreitende Globalisierung reagieren Hochschulverantwortliche mit spezialisierten Wirtschaftsstudiengängen. An zahlreichen Hochschulen finden sich Studiengänge wie European Management, International Management, Internationale Betriebswirtschaftslehre oder International Business. Allen gemein sind die konstatierten Berufsaussichten: Die Studierenden sollen auf eine betriebswirtschaftliche Stellung in international agierenden Unternehmen vorbereitet werden. Auch die Förderung von Sprachkenntnissen und interkulturellen Kompetenz sind als gemeinsamer Nenner in den verschiedenen Beschreibungen der Studieninhalte zu finden.

Wie wichtig sind Auslandserfahrungen für Studierende?

Seit dem Wintersemester 2014/15 gibt es an der FH Dortmund nun den Masterstudiengang International Business – Managing Diverse Markets und damit die Möglichkeit ein weiteres international ausgerichtetes Wirtschaftsstudium zu absolvieren. Aber ist es nur der Name des Studiums, der von ähnlichen Studienformen abweicht? Oder bietet der Studiengang tatsächlich neue Inhalte, die sich von dem Angebot anderer Hochschulen unterscheiden? Dass diese Frage mehr als berechtigt ist, belegt zum Beispiel eine Studie des Karriereportals Studieren.de. Dieses hat in einem Vergleich verschiedener internationaler Wirtschaftsstudiengänge herausgefunden, dass der Name über die tatsächliche Ausrichtung der Studiengänge nicht viel aussagt. Erst die konkreten Studieninhalte geben Aufschluss darüber, ob das Studium einen internationalen Schwerpunkt aufweist, oder mit einem ‚normalen‘ BWL Studium vergleichbar ist.

Auf der Info-Seite der Fachhochschule Dortmund hat man dazu natürlich eine eindeutige Meinung. Nach den Autoren bietet International Business – Managing Diverse Markets ein „einmaliges Studienangebot“ sowie das „unmittelbare Erleben von Internationalität“ das ihn von vergleichbaren Studiengängen unterscheidet. Eine Betrachtung der vereinzelten Module zeigt tatsächlich die starke internationale Orientierung des Studiums. Die drei Basismodule „Analyzing Challenges and Opportunities of Diverse Markets“, „Managing Diverse Markets“ und „Controlling Diverse Markets“ verpflichten die Studierenden zu Kursen wie „International Marketing and Consumer Behavior“ oder „Cross Cultural Management and Leadership“. Klassische BWL Fächer ohne spezifische Ausrichtung auf Internationalität ergänzen das zu absolvierende Programm. Wie die Namen der verschiedenen Fächer bereits andeuten, ist die Studiensprache englisch. Außerordentlich gute Englischkenntnisse (TOEFL-Test mit mind. 95 Punkten, oder BULATS mit einem Ergebnis von C1) sind deshalb Voraussetzung für eine Bewerbung.

Was ebenfalls auffällt, ist die kurze Dauer des Studiengangs. Lediglich zwei Semester sind als Regelstudienzeit vorgesehen. Dies erklärt vielleicht auch, warum für die Bewerbung bereits ein Wirtschaftsstudium mit mindestens 240 Leistungspunkten nach dem European Credit Transfer and Accumulation System (ECTS) absolviert sein muss. Üblicherweise erreicht man mit einem abgeschlossenen Bachelorstudium 180 ECTS Punkte, was für eine Bewerbung nicht ausreichen würde. Diese Zulassungsvoraussetzung könnte für viele Interessenten deshalb bereits eine unüberwindliche Hürde darstellen.

Was den Studiengang an der FH Dortmund einzigartig machen soll, ist die praxisnahe Vermittlung von Wirtschaftskenntnissen in aufstrebenden und gesättigten Märkten. Die Partnerschaften mit anderen Universitäten (derzeit mit der University Babes-Bolyai in Cluj-Napoka, Rumänien und der IILM Graduate School of Management in Greater Noida, Indien) spielen hierbei eine Schlüsselrolle. An einer der Partneruniversitäten muss nämlich in der zweiten Hälfte des Studiums ein Auslandssemester absolviert werden. Ein obligatorisches Auslandssemester ist allerdings keine Seltenheit bei internationalen Wirtschaftsstudiengängen. Dass man ein Semester in einem Land mit gesättigtem Markt und ein Semester in einem Land mit aufstrebendem Markt studieren muss, ist tatsächlich ungewöhnlich aber auch nicht einzigartig. Bei dem Studiengang Internationale Betriebswirtschaftslehre der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt etwa ist ein Auslandsjahr an einer chinesischen Partneruniversität verpflichtend. Der Unterschied ist allerdings, dass sich die FH Dortmund auch in der Theorie auf die verschiedenen Funktionsweisen gesättigter und aufstrebender Märkte spezialisiert hat. Auf diese Weise sollen nach der Beschreibung des Studiengangs die Studierenden lernen, „die Unterschiede zwischen den Märkten, Gesellschaften und Kulturen nicht nur zu identifizieren, sondern sie ebenso als strategische Chance zu erkennen“.

Was die FH Dortmund beim Studiengang Managing Diverse Markets leider nicht angibt, ist wie der Auslandsaufenthalt der Studierenden organisiert wird. Ob es finanzielle Unterstützung seitens der Hochschule gibt, bleibt ebenso unklar, wie die Möglichkeit der Erlangung von anderweitigen Fördermöglichkeiten.

Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal des Studiengangs soll die Projektarbeit in internationalen Teams darstellen. Vergleichbares kann tatsächlich bei ähnlichen Studiengängen nur schwer gefunden werden. Hierin setzt sich der Studiengang also deutlich vom Standard ab. Lediglich private Universitäten wie die WHU bieten eine vergleichbare internationale Vernetzung während des Studienverlaufs. Allerdings wird von der FH Dortmund bei der Beschreibung des Studiengangs offen gelassen, wie diese internationalen Teams genau aussehen und wie sie zustande kommen sollen.

Zusammenfassend kann man sagen, dass die FH Dortmund mit dem Studiengang International Business – Managing Diverse Markets einen Studiengang geschaffen hat, dessen Inhalte eine klare internationale Ausrichtung zeigen. Dass der Schwerpunkt auf der Verschiedenheit von gesättigten und aufstrebenden Märkten liegt, bildet die Besonderheit des Studiums. Ob die Berufschancen bei global agierenden Unternehmen größer sind als bei anderen internationalen Wirtschaftsstudiengängen kann aufgrund des jungen Alters des Studiengangs nicht gesagt werden.