VON C.V.A. | 13.12.2012 16:19

Inclusive Business

Inclusive Business, so heißt das neues Wirtschaftskonzept, das Geschäftsbeziehungen zwischen Kleinbauern in Entwicklungsländern und mächtigen Konzernen fördern und nachhaltig verbessern will. Sowohl die Kleinbauern als auch die Unternehmen sollen von den Projekten profitieren. Doch wird sich Inclusive Business auf Dauer als nachhaltig erweisen? Welche Kritikpunkte gibt es?


Zusammenarbeit von Kleinbauern und Konzernen

Kleinbauern als Geschäftspartner werden in Zukunft eine immer wichtigere Rolle spielen. Bis 2050 erwarten wir einen Bevölkerungszuwachs von 2 Milliarden Menschen. Um die Versorgung mit Lebensmitteln zu gewährleisten, muss die Nahrungsmittelproduktion um circa 50 % ansteigen. Die deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) sieht in den weltweit 500 Millionen Bauernhöfen der Entwicklungsländer ein großes Potential für nachhaltige Produktivitätssteigerung. Vorausgesetzt die Produktionsfaktoren für die Kleinbauern werden verbessert und neue Absatzmärkte erschlossen. Hier will das Prinzip des Inclusive Business ansetzen und durch eine erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Bauern und Wirtschaftskonzernen die Situation nachhaltig verbessern. Die Armut der Kleinbauern soll mit der direkten Einbindung der Entwicklungsländer in die Weltwirtschaftsmärkte bekämpft werden.

Wie funktioniert‘s?

Land Grabbing

Einer dieser großen Wirtschaftskonzerne ist zum Beispiel Kraft-Foods. Dieser schult Kakao-Kleinbauern in der Elfenbeinküste und garantiert im Gegenzug den Import der Kakaobohnen zu einem fairen Preis. Der langwierige und teure Anbau von qualitativ hochwertigem Kakao lohnt sich für die Bauern oftmals nicht, da die Preise der Agrarprodukte starken Schwankungen unterliegen. Doch durch die Garantie des Imports und die nachhaltige Unterstützung durch den Konzern, der damit natürlich auch eigene Interessen vertritt, soll der Anreiz für die Bauern vergrößert werden.

Es funktioniert aber auch andersherum. BASF hat sich im letzten Jahr einen neuen Markt für sein Pflanzenschutzmittel erschlossen. Der Chemiekonzern unterstützt Kleinbauern in Indien, indem er sie über den Umgang mit Dünger und Pflanzenschutz aufklärt und Schulungen in der Buchhaltung finanziert. Seitdem ist der Umsatz der Kleinbauern erheblich gestiegen und die BASF versorgt bisweilen 120 000 Farmen mit ihren Produkten.

Kritik

In Abgrenzung zu Fair Trade, das in erster Linie angemessene Mindestpreise für die Produkte garantiert und Umwelt- und Sozialstandards in den Entwicklungsländern voraussetzt, profitieren beim Inclusive Business auch die Unternehmen. Die wirtschaftliche Situation in den Entwicklungsländern soll sich nachhaltig verbessern und die Konzerne, als finanzielle Förderer, erhalten im Gegenzug einen wirtschaftlichen Vorteil.

Doch es gibt kritische Stimmen zu dem Projekt. Friedel Hütz-Adams von der Organisation Südwind, das für eine gerechte Weltwirtschaft steht, hält es für problematisch, dass die Kleinbauern großen Wirtschaftskonzernen gegenüber stehen. Er befürchtet, dass sich zwischen den Bedürfnissen der Kleinbauern und denen der großen Konzerne, auf Dauer keine Balance einstellen wird. Des Weiteren warnt er vor der Gefahr des Überangebots von landwirtschaftlichen Produkten, was einen niedrigen Agrarpreis zur Folge haben könnte. Christina Gradl vom Forschungsinstitut Endeva und Expertin für Inclusive Business, sieht den fehlende verlässliche Rechtsrahmen für die Geschäftspartner als Problem. Hier wäre es wichtig, dass Partner aus der Entwicklungszusammenarbeit bei der Ausgestaltung von Verträgen behilflich sind. In ihrem Leitfaden Growing Business for Smallholders stellt Christina Gradl Ansätze vor, die Unternehmen nachhaltig und erfolgreich in die Entwicklungshilfe einbinden sollen.

Ob sich das Projekt langfristig gesehen als sinnvoll und nachhaltig erweist, wird sich zeigen. Eine innovative Idee ist es auf jeden Fall.