VON DAVID SEITZ | 26.04.2012 12:07

Hochschulrankings: Wie aussagekräftig sind sie wirklich?

Wer sich nach dem Abitur entscheidet ein Studium zu beginnen steht vor zwei wichtigen Entscheidungen: Was will ich studieren und vor allem an welcher Hochschule? Die erste Frage ist oft schon geklärt, doch bei der Wahl des Studienorts steht ein Großteil der angehenden Studenten vor einem schier unlösbaren Rätsel. Die Auswahl ist groß, das Wissen um Qualität und Reputation der einzelnen Standorte klein. Hochschulrankings sollen in dieser Situation die Wahl erleichtern – indem sie klare Aussagen über bessere und schlechtere Studienbedingungen vorgeben. So dienen Hochschulrankings als essentielle Orientierungshilfe in einer entscheidenden Phase des Lebens – stehen gleichzeitig jedoch in der Kritik.



Rankings und ihre Tücken

Für die größte Resonanz im deutschen Universitätsbetrieb sorgt unangefochten das Hochschulranking des Centrums für Hochschulentwicklung, das seit 1998 veröffentlicht wird. Das Centrum selbst gibt an, das "umfassendste und detaillierteste Ranking deutscher Universitäten und Fachhochschulen," zu erstellen. Dabei wurden nach eigenen Angaben die Urteile von 250.000 Studierenden über verschiedene Facetten des Uni-Alltags berücksichtigt. Das Hochschulranking, das regelmäßig in der ZEIT publiziert wird, gibt einen detaillierten Überblick über die Vorzüge einzelner Hochschulen in bestimmten Fachbereichen und bietet sogar die Möglichkeit gewisse Aspekte wie Forschung oder Betreuung innerhalb eines Faches zu gewichten. Dass diese Angaben jedoch mit der Realität übereinstimmen zweifeln viele Kritiker an. Eine bewusste Einflussnahme der Studenten auf das Abschneiden der eigenen Universität, die nicht gewährleistete Vergleichbarkeit aufgrund von unterschiedlich großen Fachbereichen und die Transparenz der Datenerhebung sind nur einige der Angriffspunkte. "Um die persönlichen Daten der teilnehmenden Studierenden zu schützen," weigert sich das CHE die Rohdaten zur Studierendenbefragung zu veröffentlichen. Auch die Nähe zum Bertelsmann-Konzern, dessen Stiftung etwa 50% der Finanzierung trägt, sorgt immer wieder für Zweifel an einer vollständigen gesellschaftspolitischen Unabhängigkeit der Institution.

Qual der Wahl

Große Medien wie Spiegel, FOCUS oder das Handelsblatt haben in der Vergangenheit ebenfalls eigens in Auftrag gegebene Erhebungen und die daraus entstandenen Hochschulrankings veröffentlicht. Gerade die Publikation des Spiegels sorgte dabei für scharfe Kritik an Methodik und Aussagekraft der Rangliste. Wissenschaftler der Universität Marburg veröffentlichten als Reaktion ein 15-seitiges Dokument in dem sie die Vorgehensweise hinterfragten und zum Schluss kamen, die Ergebnisse seien lediglich als "populärwissenschaftlich" einzustufen. Die Kritik, mit möglichst wenig Aufwand eine möglichst große Leser-Reichweite erzielen zu wollen, trifft die meisten der medial erstellten Hochschulrankings.

Es kommt auf den Fokus an

Trotz der anhaltenden Zweifel sorgen die Rankings vor allem dafür, dass bestimmte Hochschulen einen besonders guten Ruf manifestieren. Die LMU und die TU München, die Uni Heidelberg und die Humboldt-Universität Berlin tauchen dabei als einzige deutsche Universitäten im internationalen Ranking des britischen Magazins "Times Higher Education" auf, dessen Schwerpunkt vor allem auf der Anzahl der Zitationen lag, die auf eine Hochschule zurückführen. Die ersten drei Plätze weltweit machen in den meisten weltweiten Hochschulrankings die Unis aus Cambridge, Harvard und das Massachusetts Institute of Technology unter sich aus.

Letztendlich entscheidet vor allem der Fokus auf einen bestimmten Aspekt des universitären Betriebs darüber, welche Hochschule am Ende auf Platz eins des Rankings liegt. Ein aktuelles Ranking der Humboldt-Stiftung orientiert sich beispielsweise vor allem an der Zahl der Gastwissenschaftler, die eine Universität anzieht – was bisherige Rankings gehörig durcheinanderwirbelt. Es zeigt sich, dass ein Ranking niemals einen unverfäschten und ganzheitlichen Eindruck der Uni-Lanschaftt abbilden kann. Wer dennoch eine Rangliste als Orientierungshilfe nutzt, sollte gleichzeitig persönlichen Kontakt zu Studierenden suchen und das Informationsangebot der einzelnen Universitäten zur finalen Entscheidungsfindung heranziehen.