VON JANA NOSSIN | 13.01.2016 15:38

Freiwilligenarbeit im Tierschutz

„Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.“ Erich Kästners Plädoyer für Zivilcourage ist zeitlos - und heute wohl aktueller denn je. Wo wäre die Welt ohne Zivilcourage und Menschen, die sich engagieren? Möglichkeiten, Gutes zu tun, gibt es reichlich. Neben dem Engagement für Mensch und Umwelt, möchten sich viele auch im Bereich Tierschutz einbringen. Unter Tierschutz-Aktivitäten versteht man gemeinhin alle Maßnahmen, die darauf abzielen, Tieren ein artgerechtes Leben ohne Zufügung von unnötigen Leiden, Schmerzen und Schäden zu ermöglichen. Schon der britische Naturwissenschaftler Charles Darwin stellte zutreffend fest: „Die Tiere empfinden wie der Mensch Freude und Schmerz, Glück und Unglück.“ Sollte man ihnen also nicht auch das Recht auf Leben, Freiheit und Unversehrtheit zugestehen? Einmal zu dieser Einsicht gekommen, entsteht für viele Menschen der Wunsch und sogar die Notwendigkeit, sich im Tierschutz und für Tierrechte zu engagieren. Doch wie und wo kann man sich einbringen? Welche Möglichkeiten gibt es? UNI.DE über Möglichkeiten in der Tierschutzarbeit.


Engagement in einem Verein

Die Möglichkeiten, sich für Tierschutz zu engagieren, sind zahlreich und vielfältig. Viele Vereine setzen sich für den Schutz von Tieren und deren artgerechte Haltung ein. Man muss nicht unbedingt Mitglied in einem Verein werden, um diesen in seiner Tierschutzarbeit zu unterstützen. Große Tierschutzvereine, wie z. B. PeTA, die Animal Rights Watch (ARIWA), Animals United, die Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt, Animals Angels, animalEQUALITY, Animal Peace, animal public, Bund gegen Missbrauch der Tiere, Die Tierschutzpartei, Pro Animale, Menschen für Tierrechte etc., haben oftmals bundesweite Aktionsgruppen und freuen sich bei laufenden Kampangen über zusätzliche Unterstützung vor Ort.

Ein guter Tierschutzverein muss nicht zwangsläufig auch über eine bestimmte Größe oder Mitgliederanzahl verfügen oder weltweite Aktionsgruppen anbieten, um unterstützungswürdig zu sein. Auch kleine und regionale Gruppen sind oftmals sehr erfolgreich und leisten einen immensen Beitrag zum Tierschutz. Ein Vorzeigebeispiel hierfür ist Verein „SOKO- Tierschutz“, der sich auf Undercover-Recherchen und Operationen spezialisiert hat und eine äußerst beachtliche Erfolgsbilanz und Aufklärungsarbeit vorweist.

Insbesondere als registriertes Mitglied wird man von den jeweiligen Tierschutzorganisationen vor geplanten Aktionen (z. B. Demonstrationen, öffentlichen Aufklärungskampangen und sonstigen Aktivitäten) regelmäßig informiert. Eine Vernetzung - z. B. durch das Folgen einer Tierschutzorganisation auf Facebook, Twitter & Co., oder das Abonnieren eines Email-Newsletters von der jeweiligen Organisation, kann hilfreich sein, um die Aktivitäten der Gruppe im Allgemeinen zu verfolgen und regelmäßig automatisierte Einladungen zu den verschiedenen Veranstaltungen zu erhalten. Darüber hinaus geben viele Tierschutzorganisationen auf ihren Internetseiten praktische Tipps, informieren über Missstände sowie über Möglichkeiten, sich zu engagieren.

Um für sich nun die passende Aktionsgruppe zu finden, empfiehlt es sich, in einem ersten Schritt ein wenig über die verschiedenen Engagements der unterschiedlichen Gruppen zu erfahren und ggf. bei öffentlichen Veranstaltungen, bei welchen mehrerer Tierschutzvereine mit einem Informationsstand vertreten sind, Kontakt aufzunehmen. Regionale Gruppen und Veranstaltungen, lassen sich darüber hinaus auch leicht durch die Facebook-Suchaktion (oder über andere soziale Netzwerke) finden.

Tierleid ist oftmals grausam anzusehen und oft auch für Aktivisten nicht leicht zu ertragen. Hier sollte man genau wissen, mit welchen Themen man sich durch sein Engagement auch wirklich dauerhaft auseinandersetzen kann. Denn nicht jeder ist in der Lage, z. B. das immense Leid der Delphine und Wale, die im offenen Meer zusammengepfercht und grausam hingerichtet werden, mit anzusehen. Will man jedoch im Verein Sea Sheperd tätig werden, sollte man „eine dicke Haut“ besitzen, um die Tierschutzarbeit auch emotional zu bewältigen.

Kleinere, regionale Tierschutzvereine, haben sich oft auf ein bestimmtes Tierschutzziele festgelegt. Das kann z. B. die Vermittlung von Tieren aus Tötungsstationen sein; oder aus Versuchslaboren, wie dies beispielsweise der Verein Sunnydays for Animals e. V. seit Jahren erfolgreich tut.

Welchen Tierschutzverein man auch immer für ein zukünftiges Engagement wählt - sofern man sich hier überhaupt auf eine bestimmte Organisation festlegen möchte - wichtig ist, dass Verein, Philosophie und Vereinsziele mit den eigenen Vorstellungen und Möglichkeiten zusammenpassen.

Neben einer möglichen Mitarbeit in einer bestehenden Organisation, gibt es aber auch immer viele Wege, sich als Einzelperson im Tierschutz zu engagieren.

Mithilfe im örtlichen Tierheim

Tierheime freuen sich immer über Unterstützung von ehrenamtlichen Projekthelfern. Ob als „Gassigeher“, „Katzenstreichler“ oder als Helfer in den Tierunterkünften; die Angebote sind vielfältig. Bei der Vermittlung von Tieren aus dem Tierheim werden bestimmte Kriterien an das neue Zuhause der Tiere gestellt. Dies ist notwendig, um sicher zu stellen, dass die Tiere bestmöglich und artgerecht vermittelt werden. Auch in diesem Bereich kann man ehrenamtlich als Kontrolleur von Vermittlungsplätzen tätig werden. Mitmach-Angebote werden in der Regel auf der Homepage des jeweiligen Tierheims veröffentlicht.

Tierheime und Vereine, die Tiere vermitteln, benötigen Mengen an Futter. Wie wäre es also, beim nächsten Einkauf, mit einer kleinen Sachspende einen Beitrag zum Tierschutz zu leisten? In vielen Supermärkten stehen direkt nach der Kasse Sammelbehälter von hiesigen Tierheimen bereit. Auch Gebrauchsgegenstände wie Handtücher oder Wolldecken werden in vielen Stationen benötigt und können gespendet werden.

Die eigenen Fähigkeiten für den Tierschutz nutzen

Jeder von uns hat Fähigkeiten und Kenntnisse, die sich auch für den Tierschutz hilfreich einsetzen lassen. Wer handwerklich begabt ist, kann für den Verein kaputte Sachen reparieren. Wer gut backen kann, unterstützt vielleicht den nächsten Basar mit Kuchen. Als Webdesigner oder im Online Marketing hilft man - insbesondere kleineren Vereinen – mit der Gestaltung und Optimierung der Webseite. Wer gut schreibt und kreativ ist, erstellt vielleicht einen Tierschutzblog. Es gibt viele Möglichkeiten, sich für eine gute Sache einzubringen.

Flugpate werden

Der nächste Urlaub kommt bestimmt. Und mit ihm vielleicht auch der nächste Flug. Als sogenannter Flugpate kann man unentgeltlich einen nicht genutzten Teil seines Anspruchs auf Beförderung gegenüber einer Fluggesellschaft an einen Tierschutzverein abtreten, der diesen dann zur Beförderung von Tieren nutzt und damit vielleicht ein Leben rettet, das sonst möglicherweise in einer ausländischen Tötungsstation enden würde. Die Prozedur ist sehr einfach; der Flugpate stellt dem Verein seine Flugnummer zur Verfügung, auf welche dann ein Tier im Frachttraum in sein neues Zuhause oder in eine Pflegestelle befördert wird. Die organisatorischen Dinge regelt der Verein. Als Flugpate selbst hat man kaum zusätzliche Mühe und keinerlei Kosten.

Ein Tier adoptieren

Das Leben mit einem tierischen Mitbewohner ist schön, sollte im Vorfeld aber reichlich und genau überlegt werden. Ist man sicher, dass man genügend Aufmerksamkeit, Zeit und auch die finanziellen Mittel für ein Tier – auch über mehrere Jahre hinweg - aufbringen kann und ist sichergestellt, dass das Tier ein artgerechtes und gutes Zuhause bekommt, steht einer Adoption nichts mehr im Weg. Die Anschaffung eines Tieres von einem Züchter, aus einem Zoo-Laden oder sogar aus dem Baumarkt, unterstützt in vielen Fällen Tiermissbrauch und nimmt darüber hinaus immer einem Tier aus dem Tierheim oder einer Tötungsstation die Chance auf ein neues Zuhause.

Bei der Tiervermittlung ist grundsätzlich darauf zu achten, dass es sich bei der Agentur um eine seriöse Tierschutzorganisation handelt. Denn leider gibt es auch „Schwarze Schafe“, die unter dem Deckmantel des Tierschutzes ein Geschäfte machen und z. B. mit Welpenhandel keinen Tierschutz betreiben, sondern erst großes Tierleid erzeugen.

Organisationen, die Tiere aus ausländischen Tötungsstationen retten, benötigen auch immer wieder vorübergehende Pflegestellen für die Tiere, bis diese endgültig ihr neues Zuhause beziehen können. Je mehr Pflegestellen dem Tierschutzverein zur Verfügung stehen, desto mehr Tieren kann in der Regel auch geholfen werden. Eine Pflegestelle kann also direkt Tierleben retten.

Kommt eine eigene Tierhaltung aus organisatorischen-, zeitlichen-, finanziellen- oder Platzgründen nicht in Frage, ist vielleicht eine Tierpatenschaft eine gute Möglichkeit, einzelnen Tieren einer Tierschutzeinrichtung zu helfen.

Special: Überleben

Special: Tierleben

Engagement im Alltag

Selbst im Alltag kann man sich in vielen Situationen für Tiere einsetzen. So sollte es beispielsweise auch selbstverständlich sein, einzuschreiten, wenn ein Tier schlecht behandelt wird. In solchen Situationen ist der örtliche Tierschutzverein zu informieren und/oder Anzeige zu erstatten.

Eine andere Möglichkeit, sich im Alltag zu engagieren besteht darin, andere Menschen auf der Straße offen und freundlich auf Tierquälerei anzusprechen, die durch falsches Konsumverhalten unterstützt wird. Das blutige Geschäft mit Pelz boomt und Verbraucher tragen dieser Zeit statt Verantwortung Pelz an ihren Jacken, Mänteln und Mützen. Durch offene, freundliche und proaktive Ansprachen ist es möglich, andere Menschen aufzuklären und diese im besten Fall zu einem Umdenken zu bewegen. So hat z. B. das Deutsche Tierschutzbüro die Kampagne „Schöner Pelz“ ins Leben gerufen, um die Pelzträger(innen) über die Folgen ihres Handelns aufzuklären. Die „Pelz-Visitenkarten“ können einfach bestellt und verteilt werden.

Weiterbildung im Tierschutz

Wer sich im Bereich Tierschutz gerne aus- oder weiter bilden möchte, z. B. mit einer Ausbildung zum Tierschutzlehrer(in), kann dies in der Akademie für Tierschutz in Neubiberg bei München tun. Die Ideenfabrik des Deutschen Tierschutzbundes genießt - insbesondere auf dem Gebiet der Alternativmethodenforschung - weltweit großes Ansehen und erarbeitet seit Jahren innovative Grundlagen für die Ausrichtung der europaweiten Tierschutzarbeit.

Finanzielle Unterstützung

Natürlich kann man auch immer mit finanzieller Unterstützung einen Beitrag zum Tierschutz leisen. Eine schöne Möglichkeit, auch andere Menschen mit dem Thema vertraut zu machen, ist, sich zu Geburtstagen einfach einmal nichts schenken zu lassen und statt dessen um eine Spende für einen Verein zu bitten.

Auch durch das Einkaufen in Tierschutzshops werden große Spendenaktionen gestartet, die vielen Tierheimen in ganz Europa zugutekommen. Die Produkte, die im Übrigen tierversuchs-, pelz, und lederfrei sind, können hier natürlich für das eigene Haustier, oder aber auch für ein ausgewähltes Tierheim bestellt werden. Beide Möglichkeiten generieren Gelder, die Tieren in Not helfen.

Und was noch?

Der einfachste und natürlichste Weg, Tierschutz auch zu leben, ist, die eigene Lebensführung und die eigenen Kaufentscheidungen einmal ordentlich unter die Lupe zu nehmen. Hat man mit seinem bisherigen Konsumverhalten bisher vielleicht sogar kontraproduktive Entscheidungen getroffen, die konträr zu dem Ziel stehen, Tiere zu schützen oder nicht zu verletzen? Wie oft esse ich Fleisch? Stammt dies aus der Massentierhaltung? Weiß ich wirklich genau, wo und wie das Tier auf meinem Teller vorher gelebt hat und gestorben ist? Verursacht Milchkonsum etwa genauso Tierleid? Hat meine Jacke einen Pelzbesatz? Besuche ich SeaWorld, Zoos oder Delfinarien? Wurde meine Kosmetik an Tieren getestet? Tierschutz fängt zu Hause an und reicht von der kritischen Hinterfragung des eigenen Konsumverhaltens bis dahin, die entsprechen Konsequenzen zu ziehen. Dies erfordert jedoch oftmals den Mut, sich mit dem eigenen Verhalten auseinander zu setzen und die Bereitschaft, dieses ggf. zu verändern.

Denkanstöße

„Tierschutz ist Erziehung zur Menschlichkeit.“ Albert Schweitzer

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„Tierschutz ist auch immer Menschenschutz! Von der Würde des Menschen können wir erst sprechen, wenn wir gelernt haben, die Würde der Tiere zu respektieren. Der Tag wird kommen, an dem im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland nicht nur die Würde des Menschen, sondern auch die Würde der Tiere geschützt wird.“ Franz Alt, deutscher Journalist

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„Tierschutz ist kein Anlass zur Freude, sondern eine Aufforderung, sich zu schämen, dass wir ihn überhaupt brauchen.“ Erich Gräßer, deutscher Theologe und Politiker

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Meine Stärke ist mein Mitgefühl“. Patrik Baboumain, stärkster Mann Deutschlands.

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„Ethik besteht darin, mich verpflichtet zu fühlen, allem Lebenden die gleiche Ehrfurcht entgegenzubringen, wie dem eigenen Leben.“ Albert Schweitzer

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„Die Größe und den moralischer Fortschritt einer Nation kann man daran messen, wie sie die Tiere behandelt.“ Mahatma Gandhi

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"Es ist keineswegs ein Zufall, dass die Tierrechtsbewegung zuletzt kommt: nach den Menschenrechtsbewegungen der 60er, nach den Frauenrechtsbewegungen der 70er und den Kinderrechtsinitiativen der 80er. Erst jetzt kommen die Tiere. Endlich". Alice Schwarzer

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"Je hilfloser ein Lebewesen ist, desto grösser ist sein Anrecht auf menschlichen Schutz vor menschlicher Grausamkeit". Mahadma Gandhi

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"Auch die Tiere gehören zur Schöpfung. Wir sind nicht ganz unverwandt, … . Aber zur Zeit geht es leider noch gar nicht um die Frage der Verwandtschaft, erst einmal muss klar gestellt werden: Tiere sind keine Sachen". Michael Aufhauser, Tierschützer und Gründer des Gutes Aiderbichl, eines Gnadenhofes für Tiere

Bild: "Animal Equality Aktion 31.10.2015". © Tim Lüddemann - flickr.com
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