VON C.V.A. | 15.07.2013 16:11

Frauen in Ägypten - Opfer sexueller Gewalt

Schon lange ist sexuelle Belästigung von Frauen ein Problem in Ägypten. Auf offener Straße sind Frauen sexueller Belästigung ausgesetzt und müssen mit gewaltvollen Reaktionen rechnen, wenn sie sich wehren wollen. Seit der Revolution 2011 hat sich das Problem noch verstärkt. Auf dem Tahrir Platz kommt es mittlerweile zu öffentlich organisierten Vergewaltigungen und laut einer Studie fühlen sich 86,5 Prozent der ägyptischen Frauen in öffentlichen Verkehrsmitteln nicht mehr sicher.

Eine Studie der Uno zeigt auf, wie virulent das Thema sexuelle Belästigung in Ägypten ist. 99,3 der befragten Frauen wurden schon einmal sexuell belästigt. Drei Viertel der Befragten gaben an, dass sie sogar täglich damit konfrontiert werden. Vor allem bei den Demonstration auf dem Tahir-Platz kommt es in letzter Zeit immer mehr zu gewalttätigen sexuellen Übergriffen. Frauen, die sich alleine oder mit nur wenig Begleitung auf den Platz begeben, werden umzingelt, die Kleider werden ihnen vom Leib gerissen, sie werden angefasst und anschließend an einen abgelegen Ort gezerrt, wo sie vergewaltigt werden - von mehreren Männern.

Systematik der Unmenschlichkeit

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Seit dem Zusammenbruch des Polizeistaates ist es schlimmer geworden und die Täter kommen oftmals ohne Strafe davon. Auch erstattet fast keine der sexuell belästigten Frauen Anzeige gegen die Täter, denn das Thema ist nach wie vor Tabu in Ägypten. Mona Ezzet ist eines dieser Opfer. Sie wurde während einer Demonstration von mehreren Männern vergewaltigt und muss bis heute behandelt werden. Sie selbst sagt, die sexuellen Übergriffe haben politischen Hintergrund und sollen den Männern auf dem Tahrir-Platz zeigen, dass sie ihre Frauen nicht beschützen können, gleichzeitig sollen die Frauen verängstigt werden, um sie so von politischen Aktionen und Demonstration fern zu halten.

Systematische Gewalt

Klar ist, dass die Gewaltaktionen organisiert sind. Zu viele Männer greifen auf einmal einzelne Frauen an, als dass die Aktionen spontan sein könnten. Ganze Meuten stürzen sich mitunter auf das Opfer und drängen es vom Platz, wie verdeckte oder zufällige Videoaufnahmen es zeigen. Noch ist unklar, wer wirklich dahinter steckt. Vermutlich sind es Islamisten, für die politisches Engagement seitens der Frauen undenkbar ist. Frauen sollen zu Hause bleiben, das ist die Botschaft der sexuellen Übergriffe. Vielleicht sind es auch Anhänger des ehemaligen Mubarak-Regimes, die die Frauen aus der Politik verdrängen wollen. Vor allem unter Mubaraks Regime wurde das Thema sexuelle Gewalt tabuisiert.

Einige der Islamisten gaben nach Übergriffen öffentlich den Frauen schuld an den Vergewaltigungen. Ein hochrangiger Polizist behauptet beispielsweise: „Manchmal trägt ein Mädchen 100 Prozent zu ihrer eigenen Vergewaltigung bei, wenn sie sich in solche Umstände begibt“. Glücklicherweise denken nicht alle so. Selbstverteidigungs-Kurse für junge Mädchen versuchen den Frauen Mut zu machen. Einige junge Männer, die „Tahrir Body Guards“ die sich solidarisch mit den Frauen zeigen, laufen auf dem Tahrir-Platz Streife - ein Versuch die Vergewaltigungen zu verhindern oder einzudämmen. Auch die Kampagne „Operation Anti Sexual Harassment“ versucht seit der Revolution zu intervenieren und die Frauen vor den gewalttätigen Übergriffen zu schützen. Doch nicht immer kommt rechtzeitig Hilfe. Es ist ein Kampf um die Stellung der Frau in einem künftigen Ägypten unter dem vor allem die Frauen selbst an Körper und Seele leiden müssen.