VON JULIA ZETZ UND MICHAEL BLUM | 30.07.2013 15:01

Die Ein-Dollar-Brille

Allein in Deutschland leiden etwa 63 Prozent der Erwachsenen über 16 Jahre und 15 Prozent der Kinder an einer Fehlsichtigkeit. Für uns kaum ein Problem, wir gehen zum Optiker, machen einen Sehtest und suchen uns eine hübsche Brille aus. Aber was ist, wenn man sich keine Brille leisten kann? Das Projekt Ein-Dollar-Brille soll Abhilfe schaffen. Mit dieser Idee will Martin Aufmuth, Erfinder der Ein-Dollar-Brille, denjenigen Menschen zu einer Sehhilfe verhelfen, die von einem Dollar oder weniger am Tag leben müssen. Die Idee scheint so simpel wie einzigartig: Ein „fliegender“ Optiker baut die Brillen nach einem festen Schema direkt vor Ort zusammen. Eine Revolution? UNI.DE hat sich angesehen, was es damit auf sich hat.


Eine Brille für die Welt?

Dambisa Moyo

Erfolg mit der "Ein-Dollar-Brille"

Für Menschen, die unter einer Fehlsichtigkeit leiden, ist eine Brille unersetzlich. Wir haben die Wahl zwischen Kunststoffbrillen, Metallgestellen, teuer und günstig oder wir greifen zu Kontaktlinsen. In Deutschland kostet eine Brille oftmals nur wenige Euro und wird sogar manchmal von der Krankenkasse bezahlt. Wenn wir morgens aufstehen, setzen wir unsere Brille auf und der Tag kann beginnen. Aber was ist, wenn sich jemand keine Brille leisten kann? Was wäre wenn eine Näherin den Faden nicht mehr einfädeln könnte, weil sie ihn nicht sehen kann? Was wäre, wenn Kinder das Geschriebene auf einer Tafel nicht lesen können? Mit solchen Problemen kämpfen weltweit viele Millionen Menschen und sie können sich keine Brille leisten. Das Projekt Ein-Dollar-Brille von soll hier Abhilfe schaffen.

Martin Aufmuth hat viele Jahre Entwicklungsarbeit in die Ein-Dollar-Brille gesteckt. Hergestellt wird sie aus einem leichten Federstahlrahmen und elliptischen Kunststoffgläsern. Angefertigt wird die Brille von Hand, mittels einer Biegevorrichtung, die Gläser der Ein-Dollar-Brille erhalten ihre Form mit einer Fräsmaschine. Das klingt ja alles schön und gut, aber wie kommt die Brille nun zu den Menschen, die sie brauchen?

Wenn es nach Martin Aufmuth geht, ist das Prinzip denkbar einfach: Die Ein-Dollar-Brille ist so konzipiert, dass sie vor Ort hergestellt werden kann. Auf seiner Webseite beschreibt er das so, dass „ein fliegender Optiker über eine passende Auswahl an sphärischen Gläsern in Stärken von -6.0 bis +6.0 Dioptrien verfügt“. Er kann einen kurzen Sehtest durchführen und setzt die dementsprechend passenden Gläser ein. Das Ganze dauert nur gut zehn Minuten. Dabei sollen die Glaser an einer zentralen Stelle geschliffen werden, nämlich dort wo es Strom gibt; das Biegen der Brille selber benötigt nur Geschick, aber keine Elektrizität. Das Herstellen der Brillen lernen die angehenden Optiker in einem Training, das von freiwilligen Helfern organisiert und geleitet wird.

Eine Brille für die Zukunft?
Das Projekt der Ein-Dollar-Brille ist moderne, kreative und konstruktive Entwicklungshilfe. Martin Aufmuth hat ein eigentlich einfach zu behebendes Problem erkannt, das für sehr viele Menschen eine unüberwindliche Hürde in vielerlei Hinsicht darstellt und weitreichende soziale und ökonomische Auswirkungen hat: „Weltweit bräuchten 150 Millionen Menschen eine Brille. Sie können nicht lernen, nicht arbeiten und nicht für ihre Familie sorgen. Ihr geschätzter Einnahmeausfall beträgt 120 Mrd. US-Dollar pro Jahr. Das entspricht der weltweiten jährlichen Entwicklungshilfe“, so der Verein in einer Broschüre. Hier wird deutlich, dass das Projekt tatsächlich versucht, nachhaltige Hilfe zu leisten. Zudem entsteht, indem diesen Menschen geholfen wird, gleichzeitig ein funktionierendes Versorgungsnetz: Brillen für die Bevölkerung - Arbeit für die fliegenden Optiker.

Momentan ist die Ein-Dollar-Brille allerdings auch noch auf jede Menge Unterstützung angewiesen, weshalb UNI.DE den Appel von Martin Aufmuth gerne weitergibt:

„Wir suchen ehrenamtliche Trainer, die hier in Deutschland die Herstellung der Brillen erlernen und dann in einem kleinen Team vor Ort in Afrika, Lateinamerika oder Asien selbst ein Training durchführen möchten. So ein Training dauert in der Regel 2 Wochen. Auch Helfer bei uns in Deutschland sind natürlich herzlich willkommen. Interessenten dürfen sich an mich wenden (Martin Aufmuth, info@eindollarbrille.de, Tel.: 09131 9232803)“.