VON JULIA ZETZ | 09.12.2013 14:13

Arme Krankenhäuser

Laut dem Krankenhausbarometer 2012 schreiben 51 Prozent der deutschen Krankenhäuser rote Zahlen. Und mehr als die Hälfte dieser Kliniken verzeichnet ein noch schlechteres Ergebnis als im Vorjahr 2011. Der Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Alfred Dänzer, sieht die Lage ernst: "Es ist schon dramatisch, wie das gegenwärtige System der Krankenhausfinanzierung mehr als die Hälfte der Kliniken in die roten Zahlen drückt". Nun forderte er von Union und SPD die offenen Fragen in Sachen Finanzierung im Gesundheitsbereich zu klären. Nach seiner Auffassung sollte jede Klinik einen bestimmten finanziellen Rahmen erwarten können, der auch die Versorgung der Patienten sicherstellen würde.

Doch der SPD-Politiker Karl Lauterbach will mehr. Wenn es nach ihm ginge, dann sollte die Höhe der Bezahlung davon abhängen, welche Krankenhäuser eine bestimmte Qualität abliefern würden und wie die ambulante Versorgung nach einer Operation geregelt werden würde. Hängt nun also die finanzielle Unterstützung der Gesundheitsversorgung eines jeden einzelnen von einem Qualitätsmaßstab ab?

Viel Arbeit für wenig Geld

Der Pleitegeier

Der Studie zufolge seien der größte Faktor für die schlechte wirtschaftliche Lage der deutschen Krankenhäuser vor allem die sehr teuren Haftpflichtversicherungen. Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass allein die Ärzte der Helios-Kliniken im vergangen Jahr zwölfmal einen Operationsgegenstand in einem Patienten vergessen haben. Nun müsste man sich eigentlich die Frage stellen, warum? Ist es einfach menschliches Versagen oder liegt es an den zum Teil extremen Überstunden, die besonders junge Ärzte heute leisten müssen. Eine Folge von Personalmangel durch zu wenig Geld in den Krankenhauskassen?

Zwar haben die gesetzlichen Krankenkassen in der ersten Jahreshälfte 2013 rund 32,5 Milliarden Euro für Klinikbehandlungen ausgegeben (Vergleich 2012: 31,4 Milliarden Euro), dennoch droht vielen Krankenhäusern bald der Pleitegeier. Aber auch die Krankenkassen sehen die Reform-Ideen sehr positiv: „Es ist höchste Eisenbahn, dass sich die Qualität einer Krankenhausbehandlung auch in ihrer Bezahlung niederschlägt“, sagt Florian Lanz, der Verbandssprecher der deutschen Krankenkassen.

Reform hin oder her, wie soll ein Krankenhaus, das aufgrund einer schlechten finanziellen Lage, schlechte Qualitätsergebnisse liefert, mehr finanzielle Unterstützung erhalten? Wäre das nicht ein Teufelskreis, der den Kliniken mehr schadet als hilft? Eine Reform, die sich rein auf die finanzielle Unterstützung von Krankenhäusern bezieht, kann hier nicht die Lösung sein. Reformen sollten helfen und nicht zusätzlichen Schaden verursachen. Solange es keine sinnvolle Lösung für die vielen kleinen Probleme der Kliniken gibt, wird eine solche Reform noch mehr Kliniken dazu zwingen, die Krankenhaustore für immer zu schließen.