VON SASCHA MUELLER | 11.03.2010 16:30

Ein Haus voller Spielzeug – das Sonneberger Spielzeugmuseum

Das Spielzeugmuseum wurde 1901 auf Initiative des Lehrers Paul Kuntze (1867–1953) gegründet und befindet sich im thüringischen Sonneberg. Es ist das älteste deutsche Spielzeugmuseum.

Gegenwärtig gibt es in Deutschland etwa 150 spezielle Spielzeugmuseen bzw. Museen, die in ständigen Ausstellungen Spielzeug präsentieren. Nur wenige andere Museumsgattungen erfreuen sich einer solchen Beliebtheit. Als traditionsreiche Einrichtung kann das über 100jährige Sonneberger Spielzeugmuseum gelten, welches 1901 als "Industrie- und Gewerbemuseum des Meininger Oberlandes" entstand.


Wie bei zahlreichen anderen Gründungen der Kaiserzeit war der Initiator ein Lehrer, Paul Kuntze. In seinen Zielstellungen unterschied sich das Spielzeugmuseum kaum von den anderen massenhaft entstehenden Heimatmuseen zu jener Zeit: Pflege der Heimatliebe, Erweckung von Stolz auf die Region, Schaffung von Vorbildern für das Gewerbe.


In der an historischen Baudenkmälern armen Stadt, der ein Fürstensitz fehlte, galt die besondere Aufmerksamkeit dem Merkantilen: Stolz war man auf die Erzeugnisse des Gewerbefleißes der Region, auf Glas, Porzellan und vor allem Spielzeug. Sonneberg befand sich um 1900 auf der Höhe seines Ruhmes als "Werkstatt des Weihnachtsmannes" und war bekannter als manche Residenzstadt.


Das Spielzeugmuseum erstreckt sich auf drei Etagen. Besucher finden Spielzeug von der Antike bis zur Gegenwart: Ein tönernes Räderpferd, eine ratternde Dampfmaschine, Karussell, Achterbahn und eine große Modelleisenbahnanlage fesseln die Aufmerksamkeit. Im Reich der Puppen trifft man auf zarte Gebilde aus Papiermaché und Porzellan jeden Alters und aller Art. Zu entdecken gibt es beispielsweise Puppenköpfe aus Biskuitporzellan, zart im Teint und liebreizend im Ausdruck. Haben Sie je Miniaturen von Liliputanern aus Brotteig gesehen? Neugierig geworden?


Man möchte mit ihnen spielen, mit den Teddys, den Plüschtieren und dem Kasperle. Sogar die Arbeitsstube eines Heimarbeiters und ein altes Schulzimmer sind zu sehen. Ein unvergessliches Erlebnis wird die "Thüringer Kirmes" sein, jene Schaugruppe, die auf der Weltausstellung 1910 in Brüssel einen "Grand Prix" errang.


Besuchen Sie das Spielzeugmuseum, die Älteren erleben eine Reise in die Kindheit, sie werden viel Bekanntes entdecken, mit dem sie selbst gespielt haben. Die Jüngsten können sich in der Spielecke vergnügen und die Schulkinder sich auf eine interessante Entdeckungsreise in die Geschichte begeben.


Ca. 100.000 Objekte zählt derzeit das Deutsche Spielzeugmuseum. Die größte Bestandsgruppe ist Spielzeug mit ca. 60.000 vergebenen Inventarnummern. Ferner werden in den Magazinen gegenständliche Zeugnisse zur Lebensweise und verschiedenartige andere Belege zur Heimatgeschichte des Kreises Sonneberg (Industrie-, Kultur- und Kunstgeschichte) aufbewahrt.


Spielzeug war seit der Museumsgründung 1901 nur einer der Erwerbsschwerpunkte. Im Laufe der Jahrzehnte wurde Spielzeug schließlich zum wichtigsten Sammelgegenstand des Museums. Seit 1972/73 erfolgte die endgültige Profilierung zu einem kulturhistorisch-ethnographischen Museum für Spielzeug, d. h. die Erwerbs- und Ausstellungstätigkeit ist seitdem ausschließlich auf Spielzeug, Zeugnisse der regionalen Spielzeugindustrie und Zeugnisse zur Lebensweise der Kinder ausgerichtet.


Das deutsche Spielzeugmuseum hat einen Zuwachs von durchschnittlich 1.000 Stücken pro Jahr.