VON RICHARD KEHL | 03.08.2010 12:51

Leistung auf Kosten anderer Leute - Sich mit fremden Federn schmücken

Wer kennt das nicht? Lob einzuheimsen aufgrund einer erbrachten Leistung, die man aber nicht wirklich selbst erbracht hat. Beispiele dafür gibt es genügend – von einer geklauten Idee – bis hin zur vollen Kopie eines anderen Werkes.

Die Redensart „sich mit fremden Federn schmücken“ geht auf die Fabel des Phaedrus, geboren 20 v. Christus und verstorben um ca. 51 n. Christi, zurück. Phaedrus war ein römischer Dichter während der Regierungszeit der Kaiser: Augustus, Tiberius, Calligula und Claudius. Oft wurde der Dichter auch wegen seiner Fabeln politisch verfolgt, da manch Kaiser latente Kritik in seiner Politik darin sah. Die Werke von Phaedrus werden heutzutage oft im Lateinunterricht für Übersetzungen genutzt.

In einer seiner Fabeln handelt es sich um eine Krähe, die sich mit Pfauenfedern schmückt, und Lob dafür einheimsen will. Die Pfaue dulden das nicht, nehmen ihr die Federn weg und entdecken darunter die glänzenden Schwingfedern der Krähe. Sie glauben nicht, dass diese Federn zur Krähe gehören und hacken weiter auf den armen Vogel ein, um auch die Schwingfedern zu entreißen. Daher stammt auch die zusätzliche Redensart „Federn lassen“, wenn es um eigenen Verlust geht sowie die Redensart „Prahle nie mit erborgtem Schimmer, Spott ist sonst dein Lohn“.

Die Fabel wurde im Laufe der Geschichte oft adaptiert: Bereits in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts erschien die Versdichtung „Der Rabe mit den Pfauenfedern“. 1639 wurde aus dem Rabe eine diebische Elster „…man muss einmal der Hatzel (Elster) die entlehnten Federn ausrupfen.“ Lessing machte aus dem Raben und der Elster letztendlich wieder eine Krähe. Phaedrus gilt auch als literarisches Vorbild des griechischen Fabelschreibers Äsop, der Fabeln von Phaedrus adaptiert und auch in Prosaform gebracht hat.

Auch Studenten sollten sich dieses Sprichwort zu Herzen nehmen und auf mögliche Konsequenzen beim Abschreiben oder Kopieren bestehender Werke achten. Wer einmal beim Betrug erwischt wird, dem glaubt man so schnell auch anderes nicht mehr. Außerdem ist es nicht ratsam geistiges Gedankengut anderer für den eigenen Erfolg zu “stehlen“. Schließlich kommt Studium von Studieren und nicht von Kopieren. Der Student soll schließlich lernen, dazu gehört auch Zusammenhänge zu begreifen, diese mit Verstand, eigenen Worten wiederzugeben und eventuell daraus sogar neue Entdeckungen zu machen, Schlüsse zu ziehen.

Andererseits ist die Fähigkeit so zu betrügen, oder sich mit fremden Federn zu schmücken, dass man nicht erwischt wird auch wieder eine Leistung für sich, allerdings ohne Entwicklungsperspektiven im gewählten Studienfach – höchstens Richtung Hochstapelei und nicht wirklich als Student erstrebenswert.