Job & Karriere

Das Diplom ist die halbe Miete, heißt es. Zusammen mit monster.de haben wir für dich die wichtigsten Infos zusammengestellt, die du für die zweite Hälfte brauchst.

Weiterbildung: Den Chef überzeugen

Eine Weiterbildung im Beruf kostet die Firma viel Geld. Deshalb kommt es auf eine gute Strategie und die richtigen Argumente an, um den Chef zu überzeugen.

"Weiterbildung ist zu teuer", reagieren Chefs bisweilen unnachgiebig auf Anfragen ihrer Mitarbeiter, die sich von einem Seminar versprechen, ihre Leistung zu erhöhen und beruflich schneller voranzukommen. "Das bringt doch nichts." Mit solchen Totschlagargumenten werden vorsichtige Annäherungsversuche bereits im Keim erstickt. Nicht minder frustrierend sind Reaktionen wie "Ich kann nicht auf Sie verzichten". Noch schlimmer: "Das schaffen Sie doch mit links."

Strategie mit guten Argumenten entwickeln

Bangemachen gilt nicht. Rechnet man mit Standardantworten, sollte man eben die richtigen Argumente aus dem Köcher ziehen. Selbstbewusstsein, gewürzt mit einer Prise Schlagfertigkeit, ist die halbe Miete. Der Rest ist kluge Vorbereitung: Ehe man den Chef mit einem Weiterbildungswunsch konfrontiert, sollte der "Schlachtplan" stehen.

Diese Strategie beherzigte Mario Schugowski, Systemingenieur bei Computacenter in Berlin. Der IT-Dienstleister hilft Anwendern, ihre Datenverarbeitung zu koordinieren, und sorgt so für Durchblick im digitalen Chaos. Schugowski ist im Projektgeschäft tätig. Bei oft wochenlangen Einsätzen vor Ort beim Kunden fällt ihm immer wieder auf, dass über den konkreten Projektauftrag hinaus Arbeit anfällt.

"Ich erfahre oft, dass es neue und interessante Ausschreibungen gibt." Mit einer Zertifizierung zum Red Hat Certified Architect (RHCA), einer weltweit stark nachgefragten Qualifikation, die ihm neben seinen Kernaufgaben auch in benachbarten Bereichen zugute kommt, so lautete Schugowskis Idee, könnte er vielleicht den ein oder anderen neuen Auftrag an Land ziehen.

Nutzen für die Firma herausstellen

Mit seinem Plan rannte er beim Vorgesetzten wie nicht anders zu erwarten offene Türen ein. Für Elisabeth Heinemann, Coach und Spezialistin für Schlüsselqualifikationen aus Darmstadt, ist das auch kein Wunder. Demnach hat der IT-Experte gleich in mehrfacher Hinsicht den richtigen Ansatz gefunden. Schogowski hat über den Tellerrand geschaut, "Cross-Selling" nennt Heinemann das. "Wenn ich nur mein Kerngeschäft kenne und beherrsche, dann kann ich dem Kunden auch keine Lösung für ein Problem anbieten, von dem er möglicherweise noch gar nicht weiß, dass er es hat." Kurz: Schugowski ergänzt den Kenner- durch den Insiderblick - und entwickelt sich so zum Verkaufsprofi.

Voraussetzung dafür ist laut Heinemann eine Kundenorientierung, die gewiss nicht jedem IT-Profi in die Wiege gelegt worden ist. Schugowski denkt von der Warte des Kunden aus und kann deshalb auch Lösungen vorschlagen, die tatsächlich von Nutzen sind. Ein riesiger Vorteil. "In Zeiten vergleichbarer Produkte und Dienstleistungen", erläutert Heinemann, "sind funktionierende Kundenbeziehungen ein zentrales Alleinstellungsmerkmal."

Zählbare Vorteile für den Arbeitgeber

Dank solcher Überlegungen brauchte Schugowski nicht lange mit seinem Chef über die Weiterbildung zum RHCA diskutieren. Wichtig war, "den Nutzen sowohl für mich als auch für das Unternehmen klar herauszustellen", skizziert er, was schließlich den Ausschlag gab.

Mit einer Investition in die Schulungsmaßnahme nehmen die Chancen der Firma zu, bei entsprechenden Ausschreibungen die Nase vorn zu haben. "In unserer Branche ist jeder Mitarbeiter mit seinem Qualifikationsgrad Aushängeschild seiner Firma", erläutert Schugowski. "Dank einer Fortbildung kann man den Umfang von Projekten positiv beeinflussen oder sogar neue Projekte gewinnen."

Unternehmerisches Denken stärkt das Vertrauen

Nicht nur das: Als "Multiplikator" kommt Schugowski laut Heinemann noch eine weitere Rolle zu, von der sein Arbeitgeber profitiert. Nicht nur weil sich die Firma dank ihres höher qualifizierten Mitarbeiters zusätzliche Einnahmequellen erhofft. Schugowski kann auch als interner Trainer fungieren und den Nachwuchs entsprechend fortbilden.

Nicht zuletzt erweist er sich durch seinen "unternehmerischen" Blick als loyaler Mitarbeiter. Weil er seine Wünsche sowohl als IT-Experte wie auch betriebswirtschaftlich begründet, liefert er seinem Arbeitgeber einen Vertrauensbeweis. "Ich habe vor, noch viele Jahre zu bleiben. Dazu will ich mich auch weiterentwickeln."

Auf den Arbeitgeber zugehen

Ein loyales Verhältnis wird bestärkt, wenn sich beide Parteien aufeinander zu bewegen. "Obwohl die Firma bereit war, mich für die gesamte Dauer der Trainings freizustellen, habe ich selbst 20 Prozent der Zeit beigesteuert. Das hat den Prozess beschleunigt."

So löblich seine Strategie auch ist, kann Schugowskis Beispiel nicht darüber hinwegtäuschen, dass Weiterbildungswünsche oft unprofessionell vorgetragen werden. Angesprochen auf die schlimmsten Fehler, warnt Heinemann vor allem davor, den Arbeitgeber an der Nase herumzuführen.

Auf miese Spielchen verzichten

Wer sich etwa mit Abwanderungsgedanken trägt, für den sollte eine solche Maßnahme eigentlich tabu sein. "Weiterbildung ist eine Investition, die eine Zeit dauert, bis sie sich amortisiert und gar Gewinn abwirft", stellt Heinemann klar. Kratzt der Mitarbeiter vorher die Kurve, ist das Unternehmen alles andere als erfreut. Und reagiert womöglich mit einem kleinen aber folgenträchtigen Hinweis im Arbeitszeugnis.

Von Winfried Gertz MONSTER.DE

share

In Kooperation mit:

gehe zu Monster.de