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Lügen im Lebenslauf

Es beginnt mit übertriebenen Fremdsprachenkenntnissen und endet bei gefälschten Arbeitszeugnissen oder erfundenen Doktortiteln. Gefälschte Bewerbungsunterlagen sind keine Seltenheit. Doch Vorsicht - in aller Regel fliegen die Betrügereien auf.

Mit allem hatte Jörn Kirchberg* gerechnet. Nur nicht damit, dass ihn der Chef des kleinen Verlages, bei dem er sich als Lektor beworben hatte, im Vorstellungsgespräch auf Russisch ansprechen würde. "Zum Glück war diese Sprache in der Schule mein Lieblingsfach, darum hab ich auch ein Jahr in Sankt Petersburg studiert und danach mit meinen dortigen Freuden immer Russisch gesprochen."

Dass der Verlagsleiter mit dem Studienabsolventen ein kurzes Gespräch über den russischen Kolumnisten und Schriftsteller Wladimir Kaminer in dessen Muttersprache führte, hatte aber weniger mit der ausgeschriebenen Stelle zu tun, als mit Kirchbergs Bewerbung, in der er seine Sprachkenntnisse mit der Standardformel "Russisch hervorragend in Wort und Schrift" beschrieben hatte. "Später hab ich dann erfahren, dass ich einfach getestet werden sollte. Zufällig sprach auch der Chef hervorragend Russisch."

Falsche Versprechungen sind keine Seltenheit

Nicht von ungefähr haben sich Personaler im Bewerbungsverfahren ein gesundes Misstrauen angewöhnt. Denn falsche Versprechungen in Bewerbungen sind keine Seltenheit, meint die Chemnitzer Personalberaterin Claudia Frank: "Gerade bei den Sprachkenntnissen flunkern viele Bewerber gern in ihren Unterlagen und deklarieren ihren vierwöchigen Ferienkurs dann schnell mal als Fachsprachenabschluss um." Wobei auch Claudia Frank in Bewerbungsfragen keinesfalls zu allzu selbstkritischer Offenheit rät: "Wenn man sich die Anforderungen in Stellenausschreibungen anschaut, dann suchen viele Firmen die eierlegende Wollmilchsau, die es aber kaum gibt." Bewerber dürften deshalb reinen Gewissens in ihren Unterlagen ihre persönlichen Vorzüge betonen - vorausgesetzt sie bleiben bei der Wahrheit.

Denn Unterlagen, die Unwahrheiten enthalten oder gefälscht sind, sind einfach nur eines: kriminell. "Die übertriebenen Sprachkenntnisse sind da ja nur der Anfang", weiß die Chemnitzerin. "Gefälschte Zeugnisse, gekaufte akademische Titel und nie absolvierte Arbeitsstationen sind leider keine Seltenheit mehr." Wer hier entlarvt wird, riskiert viel: Der Arbeitgeber darf den Delinquenten fristlos entlassen und Schadensersatz fordern, zudem flattert noch eine Anzeige wegen Betrugs und Urkundenfälschung ins Haus.

Lügen haben kurze Beine

Professionelle Fälscher, die in dubiosen Kleinanzeigen ihre Dienste anpreisen und massenhaft einfachen Angestellten einen Doktortitel vermitteln, gab es schon immer. Doch seit Scanner und Laserdrucker zu Massenprodukten geworden sind, legen auch immer mehr Bewerber an Zeugnisse und Abschlüsse selbst Hand an. Dennoch haben solche Lügen in der Regel kurze Beine. Denn Personaler haben durchaus ihre Mittel zu Hand, die ihnen mit ein wenig Gespür erlauben, die schwarzen Schafe aus der Bewerberflut herauszufiltern. Jedes dritte deutsche Großunternehmen macht es beispielsweise zur Auflage, beim Bewerbergespräch die Originaldokumente mitzubringen.

"Im Vorfeld können wir unmöglich jede einzelne Bewerbung auf Herz und Nieren prüfen", gibt Kathrin Bauer, die Personalreferentin eines mittelständischen Unternehmens in Berlin zu. Gerade mal zehn Minuten blieben ihr für die Prüfung einer Bewerbung. "Da rufe ich aber doch schon mal den vorherigen Arbeitgeber an, wenn ich auf irgendwelche Unklarheiten stoße."

Gezielte Fragetechniken

Im Gespräch selbst lassen sich Betrüger durch gezielte Fragetechniken entlarven. "Manchmal hat man im Interview das Gefühl, dass irgendwas nicht stimmt. Dann frage ich beispielsweise nach persönlichen Dingen, um zu sehen, ob bei den Hobbys geflunkert wurde", so Kathrin Bauer. Oder sie interessiert sich unvermittelt für ein bestimmtes Computerprogramm in einem anderen Betrieb - "nicht, weil ich bei der Konkurrenz was ausspionieren will, sondern weil mich interessiert, ob der Bewerber da wirklich gearbeitet hat".

VON FRANK MARTINI MONSTER.DE

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